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Berlin: Das Erzbistum macht Ernst

Woelki konkretisiert Pläne für Pfarreifusionen.

Das Erzbistum Berlin und seine jetzt rund 400 000 Gläubigen stehen erneut vor gewaltigen Umbrüchen. Wie berichtet sollen bis 2020 aus den momentan 108 Pfarrgemeinden 30 pastorale Großräume entstehen. Am Mittwoch gab Kardinal Rainer Maria Woelki Details seiner Pläne bekannt. „Wo Glauben Raum gewinnt“ nennt er den Entwicklungsprozess. Denn mit den strukturellen Veränderungen soll ein geistiger Aufbruch einhergehen. In einigen Pfarreien habe er „geschlossene Gesellschaften“ vorgefunden, in denen es keine Bereitschaft gebe, auf Menschen jenseits der Kirchenmauern zuzugehen. Bewährte Strukturen seien gut, sagte Woelki, sie könnten aber auch die Kreativität hemmen.

Künftig soll nicht mehr jede Gemeinde die Menschen von der Taufe bis zum Grab begleiten, sondern Schwerpunkte setzen. So werde man sich zum Beispiel in Marzahn auf die karitative Arbeit konzentrieren, woanders auf die Kirchenmusik. Um in den Großpfarreien trotzdem Nähe zu ermöglichen, wünscht sich Woelki Nachbarschaftskreise, in denen sich Gläubige auch unter der Woche treffen, um in der Bibel zu lesen und sich auszutauschen. Höhepunkt des kirchlichen Lebens wird der Abendmahlsgottesdienst am Sonntag bleiben, der vom Priester geleitet wird und zentral für alle an einem Ort stattfindet. Jede Großpfarrei wird von einem Pfarrer geleitet, den ein Team von Seelsorgern, Klerikern und Ehrenamtlichen unterstützt. Die Priester sollen von der Verwaltungsarbeit entlastet werden und sich auf die Seelsorge konzentrieren. Die Gemeinden haben bis Jahresende Zeit, um Vorschläge zu machen, mit welchen Nachbargemeinden sie sich zusammentun und welche Schwerpunkte sie setzen wollen. Zwangsfusionen der vergangenen Jahren können gelöst werden. Nur wer gar keine Vorschläge macht, wird wohl mit Druck von oben rechnen müssen.

Anders als vor zehn Jahren sei das Erzbistum nicht in finanziellen Schwierigkeiten, sagte Kardinal Woelki am Mittwoch. Anlass für die Pläne seien der Bevölkerungsschwund in manchen Regionen Brandenburgs und Vorpommerns und der absehbare Priestermangel. Viele Priester gehen bald in Ruhestand, qualifizierter Nachwuchs fehlt. Claudia Keller

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