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Berlin: Das ewige Warten vor dem Tor der EU

Eigentlich jeden Montag im Tagesspiegel, aber aufgrund des Feiertages ausnahmsweise am Dienstag: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen. „Wie bitter“, stand am Mittwoch auf der Titelseite der Tageszeitung Milliyet.

Eigentlich jeden Montag im Tagesspiegel, aber aufgrund des Feiertages ausnahmsweise am Dienstag: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

„Wie bitter“, stand am Mittwoch auf der Titelseite der Tageszeitung Milliyet. An diesem Tag unterzeichneten 10 weitere Staaten in Athen die EU-Beitrittsverträge. „Die Türkei wartet seit 44 Jahren vor dem Tor der EU. Nun schaut sie traurig der Zeremonie für 10 Staaten zu, die erst seit den 90er Jahren mit der Demokratie vertraut sind“, hieß es in den Unterzeilen. Die Türkei stellte am 31. Juli 1959 den Antrag auf Assoziierung mit der damaligen EWG und zählt damit zu den ältesten Anwärtern auf einen Beitritt zur Europäischen Union. Entsprechend war die Stimmung in den Zeitungen am Tag danach.

„Die Griechen feiern ein Freudenfest“ (Türkiye), „Der Geheimplan zur Spaltung ist in Kraft getreten“ (Milliyet) und „Der Weg in die EU ist noch schwieriger geworden“ (Türkiye), hieß es in den Überschriften. Das Thema wurde größer behandelt als in deutschen Blättern und ein Ende scheint noch nicht in Sicht. Genauer gesagt ging es um das Thema Zypern. Am Donnerstag hieß in der Tageszeitung Türkiye: „Das Einzige, was die Türkei bei dieser als historisch betitelten Zeremonie interessiert, ist die Unterschrift des griechischen Teil Zyperns, das Ankara bis heute nicht als eigenständigen Staat anerkennt.“ Neben diesem Text stand noch ein Kasten mit einem anderen kurzen Text: „Ministerpräsident Erdogan hat zur Unterschriftenzeremonie Außenminister Gül geschickt, aber auch er ist nur zum Abendessen gegangen. Dort hat er gegen die Mitgliedschaft nur des einen Teiles von Zypern protestiert.“

Über die Osterfeiertage gab es erneut große Aufregung, weil der griechische Ministerpräsident und der derzeitige EU-Ratsvorsitzender Kostas Simitis sich erstmals mit Vertretern türkisch-zyprischer Parteien getroffen hat. „Von den sechs Stühlen im Europa-Parlament sollen zwei von Türken besetzt werden. Türkisch soll zu den Sprachen der EU gehören. Solange Denktas (der Führer des türkischen Teils) nicht geht, wird das Embargo nicht aufgehoben“, zählte die Hürriyet die Vorschläge von Simitis auf und titelte dazu: „Simitis Plan zum Zerfall der Türkischen Republik Nord-Zypern.“ Die Insel ist seit 1974 nach einem von der damaligen Militärjunta in Griechenland unterstützten Putsch und einer darauf folgenden türkischen Militärintervention geteilt. Das Thema bleibt also weiterhin spannend.

Suzan Gülfirat

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