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Berlin: Das finden nicht alle schön: Note für Handschrift fällt weg

Statt der Zensur bekommen Grundschüler eine ausformulierte Beurteilung Viele Lehrer sind gegen die Änderung, der Landeselternbeirat ist dafür

Das nächste Zeugnis der Berliner Grundschüler wird eine Note weniger aufweisen: Die Handschrift wird nicht mehr mit einer Zensur bewertet. Stattdessen sollen die Lehrer schriftlich formulieren, wie schön ihre Schüler schreiben.

Bisher enthielten die Zeugnisse der Erst- und Zweitklässler schriftliche Bemerkungen, von der dritten bis zur sechsten Klasse wurde die Handschrift mit Zensuren bewertet. Von nun an wird sie von der ersten bis zur vierten Klasse in Form einer schriftlichen Bemerkung beurteilt. In der fünften und sechsten Klasse soll die Handschrift auf dem Zeugnis gar keine Rolle mehr spielen.

Als verbale Unternote mit der Bezeichnung „Texte verfassen“ wird die Schrift künftig dem Unterrichtsfach Deutsch zugeordnet. Bewertet wird dabei auch, wie ein Schüler seine Hefte führt. „Bis zur vierten Klasse hat sich die Schrift so weit gefestigt, dass sie ihre Funktion erfüllt, die Ästhetik ist unwichtig", sagt Kenneth Frisse, Sprecher der Senatsschulverwaltung.

In den Schulen ist die Neuerung umstritten. Gudrun Borchert, die Schulleiterin der Frohnauer Victor-Gollancz-Grundschule, begrüßt die Änderung. „Noten für die Handschrift sind problematisch“, sagt sie. An der Rosenthaler Rudolf-Dörrier-Grundschule dagegen ist die Neuerung nicht willkommen: „Unsere Lehrer sind sehr verwundert. Schließlich konnten sie mit Zensuren etwas bewegen“, sagt die stellvertretende Leiterin Marina Zepper. Zumindest bis zur vierten Klasse hätte sie die Benotung der Handschrift gerne beibehalten.

Die SPD-Bildungspolitikerin Felicitas Tesch sieht in den zukünftig ausformulierten Beurteilungen eine Chance , den Schülern Ratschläge mit auf den Weg zugeben. Einen größeren Spielraum „bei der Bewertung sieht auch der Landeselternsprecher André Schindler: „Nun kann eine schlechte Handschrift positiv umschrieben werden, um den Schüler zu ermutigen“, glaubt er.

Während einige Grundschüler verschiedene Schriftbilder ausprobieren, kann sie bei anderen bereits sehr ausgeprägt sein. „Eine Handschrift ist etwas sehr Persönliches, wichtiger als Schönschreiben ist ein lesbares Schriftbild und zwar auch im Mathematikunterricht“, sagt FDP-Bildungspolitikerin Mieke Senftleben. Özcan Mutlu findet, die Bewertung der Handschrift werde überschätzt. „Wir haben wichtigere Probleme“, sagt der bildungspolitische Sprecher der Grünen. Er hält die Benotung der Handschrift für nicht notwendig, sie entwickele sich schließlich mit der Zeit.

In Hamburg gibt es ebenfalls ergänzende Bemerkungen zu den Zensuren, dabei ist die Schrift jedoch kein wichtiges Kriterium. Sie wird nur in Ausnahmefällen erwähnt. In Bayern werden die Grundschulzeugnisse derzeit reformiert. Auf den Zeugnissen stehen dort künftig neben der Fachnote ergänzende Ausführungen sowie ein Buchstabe von A bis D, der über Soziales, Lern- und Arbeitsverhalten Auskunft gibt. „Mit dem Buchstaben wird bewertet, ob ein Schüler lesbar, zügig und richtig schreibt“, berichtet Thomas Höhenleitner vom Bayrischen Kultusministerium. Die Ästhetik ist unbedeutend.

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