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Berlin: Das fliegende Krankenzimmer

Die Klinik Hedwigshöhe in Treptow zieht mit ihren Patienten in einen Neubau um

Ein Flachbildfernseher neben dem Bett, Fenster bis zum Boden, ein Blick ins Grüne, ein eigenes Bad – innerhalb eines Vormittags ist Karl Baier aus einem eher düsteren Dreibettzimmer in ein komfortables neues Doppelzimmer gewechselt. Noch am Morgen hatte er im Altbau gelegen. „Krankenhaus ist ja eigentlich eine Tortur“, sagt der 76-Jährige, „aber hier lässt es sich aushalten.“

Die Zeiten, in denen sich im Krankenhaus Hedwigshöhe in Treptow bis zu sechs Patienten ein Zimmer teilen mussten, sind vorbei. In diesen Tagen ziehen 100 Kranke in den für 35 Millionen Euro errichteten Neubau im Höhensteig 1 : Vorneweg transportiert etwa ein Umzugshelfer einen Nachttisch, dahinter schieben zwei Schwestern das Bett, zuletzt trägt jemand einen Karton mit den persönlichen Sachen. Karl Baier ist die kleine Strecke zwischen Alt- und Neubau selbst gelaufen, andere sitzen im Rollstuhl oder bleiben im Bett liegen.

„Alles ist minutiös geplant“, sagt Klinikdirektor Christian Dreißigacker. Monatelang wurde der Umzug besprochen, um alle Sicherheitsrisiken auszuschließen. Die beiden Gebäude verbindet ein Gang, trotzdem werden die Patienten dick eingepackt und zusätzlich mit einer Isolierdecke geschützt. Bisher sind zwei Stationen der Inneren Medizin problemlos umgezogen, am Donnerstag folgt die Intensivstation. Für alle Eventualitäten ist gesorgt: Ärzte begleiten jeden Kranken, Infusionen werden am Bettrahmen befestigt; sogar eine Wartungsfirma ist anwesend, falls der Aufzug stecken bleibt.

Anfang nächster Woche kann mit der letzten Planungsphase begonnen werden. Der Altbau wird entkernt, teilweise abgerissen und umgebaut, so dass sich das ehemals kleine Stadtrand-Krankenhaus bis 2007 zum modernen Akut-Krankenhaus wandelt. 350 Betten wird es geben, hundert mehr als bislang, dazu eine Erste-Hilfe-Station, drei hochmoderne Operationssäle und eine digitale Röntgenanlage. Im unterversorgten Berliner Südosten gibt es dann genügend Betten. Die Pläne sind eine Gemeinschaftsarbeit des Architekturbüros Huber Staudt aus Berlin mit zwei Architekten aus Barcelona. „Wir haben versucht, ein Krankenhaus zu schaffen, das nicht so aussieht“, beschreibt Christian Huber das Konzept. Man wollte weg von kalten Materialien wie Fliesen und Edelstahl, hin zu hellen, luftigen Räumen mit viel Holz. Die bereits fertige Lobby mit Café erinnert mit den großen Fensterfronten und den unaufdringlichen Lichtstreifen an den Decken eher an ein Museumscafé als an ein Krankenhaus. Dr. Rupert Fisch-Lampsatis, Chefarzt der Inneren Medizin, ist mit der neuen Umgebung zufrieden. Von seiner Station 25 kann er auf die Veranda treten. Dort liegen noch Schneehaufen, der Blick fällt auf Stadtvillen, die Luft ist eiskalt und klar. „Fast wie im Skihotel“, schwärmt der Chefarzt.

Anne-Dore Krohn

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