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Berlin: Das Foto-Fest

Leser knipsten ihre Stadt – und der Tagesspiegel stellt ihre Bilder aus. Zur Vernissage von „Berliner sehen Berliner“ kamen 850 Gäste

Es war wie ein sehr langer Spaziergang durch Berlin – aber ganz ohne Fußweh. Und mit einem Glas Wein in der Hand. Es war gleichzeitig Karneval der Kulturen, Kinderfest, Kohlenlieferung und Christopher Street Day, es war Nacht, Tag, Sonnenschein und Regenwetter – 1300 Bilder von Berlin sahen die „Spaziergänger“. 1300 Fotografien. Die Künstler: Tagesspiegel-Leser.

„Berliner sehen Berliner“ heißt die Ausstellung, die Dienstagabend in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz eröffnet wurde. Sie ist das Ergebnis einer großen Aktion, bei der der Tagesspiegel seine Leser gebeten hatte, ihre Stadt zu fotografieren. Vorgaben gab es nicht, jeder durfte alles. Durfte Straßenkinder, Haustiere oder Sehenswürdigkeiten knipsen, sein ganz persönliches Berlin eben. Es ging nicht um technisch perfekte Aufnahmen, obwohl viele dem Anspruch genügt hätten, sondern um Originalität und die Vielfalt der Blicke auf die Stadt. Und das Echo war erstaunlich: Mehr als 250 Berliner beteiligten sich und schickten fast 1300 Fotos ein – eine Menge, so beschloss die Chefredaktion, die eine eigene Ausstellung verdient. 43 Motive wurden also gerahmt, die anderen in einer Endlosschleife auf Leinwand projiziert. Dazu pfälzischer Wein und ein Büfett mit Kartoffelsalat und Saumagen – fertig war das Foto-Fest.

Fast 850 Gäste waren in die Landesvertretung gekommen. Gut gelaunt begrüßten der Amtschef der Landesvertretung, Carsten Kühl, und Stephan-Andreas Casdorff, stellvertretender Tagesspiegel-Chefredakteur, zur „etwas anderen Ausstellung“. Man wünsche sich so oft bürgerschaftliches Engagement, sagte Casdorff – dies sei ein schönes Beispiel dafür: eine Bürgerausstellung.

Die bürgerlichen Fotografen lächelten strahlend. So erfolgreich hatten sie sich das nicht vorgestellt. Die meisten blieben den ganzen Abend neben ihren Bildern stehen und hörten genießerisch die Kommentare. „Ach, Sie sind der Fotograf? Tolles Bild.“ Mischte sich gleich der nächste Gast ein: „Und wie haben Sie das belichtet?“ Die schüchterne Distanz zu Werken und Künstlern war viel kleiner als bei Vernissagen von Profis, denn hier hätte schließlich jeder Aussteller werden können. Renate Krügerke, Rentnerin aus Schmargendorf, die im Botanischen Garten Eis verkauft, um sich ihr Hobby zu finanzieren, hat ihr Foto sogar verkauft. Andere entdeckten Ecken der Stadt wieder, die sie schon so lange kennen, dass sie betriebsblind geworden waren. „Das schauen wir uns beim nächsten Spazierengehen mal wieder genauer an“, beschlossen einige. Mehr kann eine Ausstellung nicht…

In den Ministergärten 6. Täglich bis 22. März von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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