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Berlin: Das Glück der guten Tat

Sie geben Geld für Suppenküchen, Schulen und Streetworker: Wie Berliner Unternehmen sich engagieren

Sie bauen Autos oder entwickeln neue Medikamente, sie befördern uns quer durch die Republik oder beliefern uns mit Strom – Berlins große Unternehmen tragen weltberühmte Namen. Sie beschäftigen Tausende von Menschen in der Region. Und sie sind, Unternehmen und Mitarbeiter, vielfältig sozial engagiert, rund um den Globus, aber auch ganz unmittelbar in Berlin und Brandenburg. Längst haben die Firmen erkannt, dass sie, gerade weil sie so groß sind, hervorragend Netzwerke der Hilfsbereitschaft knüpfen können. Hier ein paar Beispiele.

Schering war, bis zur Übernahme durch Bayer, das einzige im Dax gelistete Berliner Unternehmen. Das soziale Engagement Scherings, das sein Werksgelände in Wedding, nahe sozialer Brennpunkte unterhält, hat Tradition. So hat Schering zusammen mit Anwohnern des Sparrplatzes dieses heruntergekommene Areal grundlegend neu gestaltet. Dort gibt es heute einen Sportplatz mit Flutlicht, eine Grünanlage mit Sitzbänken und einen gusseisernen Trinkwasserbrunnen. Außerdem unterstützt das Unternehmen durch Patenschaften das Projekt „Klasse 2000“, mit dem zur Gesundheitsförderung beigetragen und die Suchtvorbeugung gestärkt werden soll.

Daimler-Chrysler unterhält in Berlin nicht nur eine Niederlassung mit 1500 Mitarbeitern, sondern auch in Marienfelde ein Werk, in dem 3000 Menschen arbeiten. Rechnet man die Beschäftigten in den verschiedenen Daimler-Töchtern rund um den Potsdamer Platz dazu, kommt die Gruppe auf 7000 Beschäftigte. Für Walter Müller, den Leiter der Niederlassung, ist Daimler hier ein Mittelständler, dessen 120 000 Kunden in der Region immer wieder ein großes Netzwerk der Hilfsbereitschaft bilden. Die Mitarbeiter engagierten sich an den Wochenenden in vielen Projekten, etwa, als sie den Platz an der Apostelkirche in Schöneberg wieder bewohnbar machten oder durch den Bau eines Kinderspielplatzes im Klinikum Friedrichshain.

Daimler hat zugunsten der Suppenküche Arche Kunstwerke versteigern lassen, Kunden zahlten dafür 80 000 Euro, die der Arche komplett zukamen. Das Herzzentrum profitiert von der Spendenbereitschaft des Unternehmens und seiner Kunden genauso wie die Kammeroper Rheinsberg. Das Mutterunternehmen unterstützt die jährliche Aids-Gala in Berlin mit einem hohen Betrag.

Vattenfall ist nicht nur in Berlin, sondern auch in der Lausitz sehr engagiert. In die Herrichtung des Weihnachtsbrunnens und die Unterstützung der Märchentage werden 2007 noch deutlich mehr Mittel fließen. Dem FEZ in der Wuhlheide geht es dank Vattenfall wieder besser, und in wissenschaftliche Projekttage an Berliner Schulen geht genauso wie in den Schulsport ein namhafter Betrag. Die Mitarbeiter haben nach der Oder- und der Elbeflut viel Geld gespendet, nach der Tsunami-Katastrophe wurde eine Grundschule auf Sri Lanka wieder aufgebaut, sie wird zehn Jahre gefördert. Besonders stolz ist Johannes Altmeppen, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, auf die Förderung eines Mutter-Kind-Krankenhauses in Somalia, das nach dem Tsunami an sicherer Stelle wieder aufgebaut wurde. Getragen wird das Projekt von einem Verein, der die Beschneidung von Frauen bekämpft. Der hat in Somalia, aber auch in Berlin viele Helfer im medizinischen Bereich, die somalische Frauen und Mädchen über die verheerenden Folgen dieser verstümmelnden Prozedur aufklären.

Siemens beschäftigt in Berlin 14 000 Menschen. Die Mitarbeiter engagieren sich vielfältig, das Unternehmen gibt dann Mittel dazu. In Berlin sind 14 naturwissenschaftlich ausgerichtete Schulen Empfänger von Material für den Unterricht, Siemens vermittelt außerdem kostenlos Fachreferenten und die Logistik für Kooperationsprojekte. Mehr als 100 Berliner Kindergärten haben sogenannte Forscherkisten bekommen, mit denen die Neugier der Kleinen auf naturwissenschaftliche Phänomene geweckt werden soll. Die Christopheruskirche in Siemensstadt profitiert von der Hilfe der Siemensleute genauso wie das Kinderhospiz Sonnenhof. Das Gasturbinenwerk Moabit unterstützte den Huttenkiez mit 60 000 Euro und die Verwaltung in Siemensstadt half der Jugendtheaterwerkstatt Spandau genauso wie dem Theater auf der Zitadelle und einem Jugend- und Kulturzentrum in Kreuzberg.

Die Bahn ist der größte Arbeitgeber in Berlin und ein Unternehmen, bei dem die Integration ethnischer Minderheiten schon immer eine große Rolle gespielt hat, denn viele der heutigen Bahner kamen als Gastarbeiter nach Deutschland. Da Bahnhöfe auch immer Anlaufpunkte für Menschen sind, die Hilfe brauchen, hat sich die Bahn das Projekt „Off Road Kids“ auf die Fahnen geschrieben, ein ehrgeiziges Vorhaben, mit dem obdachlose Jugendliche von der Straße geholt werden sollen. Der Verein, der sich um die Kinder kümmert, hat sein Büro am Alexanderplatz.

Die Bahn hat den Verein 2003 mit einer Schenkung von 510 000 Euro in den Stand gesetzt, bundesweit tätig sein zu können. Die Streetworker, die sich um die Kinder kümmern, sind mit Netzkarten der Bahn und kostenlosen Handys von Vodafone deutschlandweit unterwegs. Dass Berlin ein Schwerpunkt dieser überaus erfolgreichen Hilfestellung ist, muss nicht weiter erklärt werden. Bereits zum achten Mal beteiligte sich die Bahn an der von der Stiftung Lesen durchgeführten, bundesweiten Kampagne zum Welttag des Buches.

BMW baut in Spandau traditionell Motorräder. Deshalb lag es nahe, dass sich die Mitarbeiter des Werkes besonders bei der Schulwegplanung für die Erstklässler engagieren. Für die Kinder an mehr als 500 Berliner Schulen wurden bislang sichere Schulwege ausgetüftelt, und die von BMW unterstützte Verkehrsschule hilft bei der Umsetzung in die Praxis.

Auch in Berlin treiben die bayerischen Autobauer ihr weltweites Projekt „interkulturelles Lernen“ voran. Hier erhalten vor allem Schulen, die viele Kinder mit Migrationshintergrund unterrichten, Hilfe. Zu den Partnerschulen gehört die Ferdinand-Freiligrath-Oberschule. Vor allem Jungen sind von Motorrädern fasziniert, darum gehen Meister aus dem Werk Spandau in die Schulen, informieren über einschlägige Berufsbilder und trainieren Bewerbungsgespräche.

Gerd Appenzeller

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