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Berlin: Das große Gruseln

Pünktlich zum ersten Advent stellten die Monster sich ein. Krabbelten, hüpften, krochen, schlängelten sich hinein in ausgewählte Häuser und Wohnungen.

Pünktlich zum ersten Advent stellten die Monster sich ein. Krabbelten, hüpften, krochen, schlängelten sich hinein in ausgewählte Häuser und Wohnungen. Giftgrün waren sie, schleimgelb oder von ekligem Lila, absonderlich in der Gestalt, Missgeburten der Evolution. Meist kamen sie allein, bisweilen verbargen sich auch zwei Unwesen hinter dem Türchen des Tages. Das war dann an jedem Morgen für die Bewohner des jeweiligen Kinderzimmers eine kleine Sensation.

Nein, vorweihnachtliche Motive hatte der von Disney im Dezember verteilte Adventskalender keine aufzuweisen. Aber ins Heulen und Zähneklappern kamen die jungen Auserwählten, denen das Werbematerial zu "Die Monster AG" auf diesem oder jenem Kanal zuteil wurde, trotzdem nicht. Selbst zarte Dreijährige, denen schon Nono, der Staubsauger der Teletubbies, bisweilen das Gruseln lehrt, freuten sich auf das Monster des Tages. Inzwischen sind sie selbst unter die Ungeheuer gegangen, ein zweiter Schub an Werbematerial soll dieser Tage die Begeisterung für den neuesten Disney-Trickfilm noch einmal anheizen: das Monster als Maske, vorgestanzt, auch von kleinen Händen zu bewältigen. Jeder darf nun Sulley sein, einer der, nein, der Meisterschrecker der Monster AG.

Am 31. Januar kommt der vom Erfolgsteam Pete Docter / John Lasseter ("Toy Story" "Das große Krabbeln") animierte Trickschocker, der am Startwochenende in den USA 63,5 Millionen Dollar einspielte, auch in die deutschen Kinos. Falls er hier genauso abräumt, dürfen sich auch einige Leute aus Berlin zufrieden auf die Schulter klopfen.

In den USA machen sich selbst Top-Schauspieler längst einen (gewiss gut bezahlten) Spaß daraus, Trickfiguren ihre Stimme zu leihen. Sulley etwa wird im Original vom dicken John Goodman gesprochen, sein einäugiger Schreckassistent Mike Glotzkowski, kurz Glupschi-Pupschi gerufen, hat die Stimme von Billy Crystal, Konzernchef Henry J. Waternoose die von James Coburn.

Da mussten in der deutschen Version natürlich erfahrene Synchronmonster ran: Für Sulley bot die beauftragte Firma, die in Berlin und München ansässige FFS Film & Fernseh Synchron GmbH, Reinhard Brock auf, der schon als Super Mario, Orson Wells oder Anthony Quinn zu hören war. Glotzkowski wird vom Ur-Berliner Ilja Richter gesprochen, der in "Tobias Totz und sein Löwe" ein Nashorn sprach oder den Timon im "König der Löwen". Sissi Perlinger ist Glotzkowskis Freundin Celia, Martin Semmelrooge schließlich, bei Berliner Premierenpartys viel gesehener und immer wieder gern interviewter Gast, gibt den Randall Boogs, den schleimigen Streber unter den Monstern, Gegenspieler von Sulley und Glupschi-Pupschi.

Worum es eigentlich geht? Nun, ein kleines Mädchen gerät in die Monsterwelt und bringt sie gründlich durcheinander. Wodurch sich eine alte Weisheit selbst unter Gespenstern als gültig erweist: Cherchez la femme.

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