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Berlin: Das große Scheitern

Nach den ersten Zeugniskonferenzen wird eine hohe Zahl von Rückläufern erwartet.

Die schlimmsten Prognosen haben sich bestätigt: Am fusionierten Menzel- und Kleist-Gymnasium in Mitte werden rund 100 von 300 Siebtklässlern das Probejahr nicht bestehen. Dies wurde nach den Zeugniskonferenzen am Dienstag bekannt. Allein diese Schüler werden vier von sieben Rückläuferklassen füllen, die der Bezirk bislang vorgesehen hat.

Was die Eltern noch zusätzlich beunruhigt: An zwei Standorten, der Ernst-Schering- und der Ernst-Reuter-Sekundarschule, sollen sogar jeweils zwei Rückläuferklassen aufgemacht werden. Dies sehen die Planungen des Schulamtes vor. Weitere Klassen sollen an der Willy-Brandt-, Hemingway- und Hedwig-Dohm-Schule eröffnet werden.

In anderen Bezirken sieht es nicht viel besser aus. Reinickendorf hat vor, an die Paul-Löbe-Schule zwei Rückläuferklassen zu geben, die Carl-Bosch- und die Gustav-Freytag-Schule sollen je eine aufnehmen. Mit einer weiteren Schule ist Bildungsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) nach eigenen Angaben im Gespräch: Sie muss rund 90 Kinder versorgen, die das Probejahr am Gymnasium nicht geschafft haben. Außerdem gibt es noch rund 40 Achtklässler, die an den letzten noch auslaufenden Realschulen sitzen geblieben sind und deshalb ebenfalls im achten Jahrgang Platz brauchen.

Anders als erhofft, ist es offenbar nicht gelungen, mit zusätzlicher Förderung die Zahl der Rückläufer relevant zu senken. Zumindest am Menzel-Gymnasium scheitern nun ebenso viele Schüler, wie schon zum Halbjahr erwartet worden war. Diese Entwicklung bestätigt all jene, die eine Rückkehr nach nur halbjähriger Probezeit fordern.

Besonders problematisch ist auch die Lage in Tempelhof-Schöneberg. Bildungsstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) hat große Schwierigkeiten, Platz für die Rückläufer zu finden. Sie rechnet mit rund 100 betroffenen Kindern im Bezirk. Da die Sekundarschulen kaum Kapazitäten haben, gab es zwischenzeitlich die Überlegung, im Gebäude der ehemaligen Werner-Stephan-Schule in Alt-Tempelhof alle vier prognostizierten Rückläuferklassen zusammenzulegen. Diese Version ist inzwischen vom Tisch, ohne dass es schon eine neue Lösung gäbe. Kaddatz will noch nicht ausschließen, dass eine Klasse an ein Gymnasium verlegt wird. Die pädagogische Verantwortung hätte dann aber eine benachbarte Sekundarschule. In Charlottenburg-Wilmersdorf steht schon fest, wer die gescheiterten Gymnasiasten aufnehmen soll: Es sind die Friedensburg-Schule, die Sekundarschule Wilmersdorf und die Robert-Jungk-Schule.

Angesichts dieser großen Zahl der Rückläufer erheben etliche Schulleiter die Forderung, künftig höhere Hürden in Form eines „gemäßigten Numerus clausus“ oder in Form von Aufnahmetests vor den Gymnasien aufzubauen: Es sind vor allem die Grundschüler mit einem Zensurenschnitt von 3,0 und auch schlechter, die im Probejahr scheitern. Die Frage, wie dieses Problem in den Griff zu bekommen ist, gehört zu den Themen, mit denen sich ab sofort eine Arbeitsgruppe im Hause von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) beschäftigen soll. Susanne Vieth-Entus

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