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Mahlzeit. Bundespräsident Gauck im Dialog mit einer jungen Frau. Foto: dpa

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Berlin: Das hat gefruchtet

Bei Obst und Saft feiert der Bundespräsident mit engagierten Jugendlichen auf Schloss Bellevue.

Der Bundespräsident trägt kein Jackett, als er auf die Bühne des Präsidentengartens am Schloss Bellevue tritt und erklärt, warum dieser Ort heute einen ganz besonderen Schmuck trägt. Für ihn sind das all die engagierten Jungen und Mädchen, die aus ganz Deutschland zum ersten Demokratiefest nach Berlin gekommen sind. Insgesamt 450 Gäste, darunter 300 Jugendliche haben sich versammelt, um einander und andere zu mehr Verantwortung und Mitwirkung zu motivieren. „Nicht weit von hier war früher mal die DDR“, erzählt Joachim Gauck, und dass dort schon 16-Jährige zu Spitzeln wurden und man mit 18 nicht wählen durfte. „Das, was ihr kennt an Freiheit, ist nicht selbstverständlich“. Später lässt er sich fotografieren mit Philipp und Sorniza, die seine Worte „authentisch“ finden, seine Antworten „perfekt“ und es vor allem zu schätzen wissen, „dass er nicht so parteilich redet“.

Lebenslanges Engagement für Parteien ist nämlich bei Jugendlichen gar nicht mehr so angesagt, weiß Wolfgang Beutel von der Universität Jena. Viel lieber engagieren sich Jugendliche auf Zeit, sei es, dass sie fünf Wochen in einem Schulprojekt mitarbeiten, für ein soziales Jahr nach Afrika gehen oder während des Studiums bei Amnesty mitmachen. Für ihn liegt die Hauptaufgabe der Parteien darin, „das Potenzial im Engagement der Jugendlichen zu erkennen und fruchtbar zu machen“.

Er sei ein bisschen aufgeregt, weil es für dieses Fest noch keine Tradition gebe, hoffe aber, dass es wiederholt werden könne“, sagte Gauck. Das große Sommerfest für engagierte Bürger, das traditionell um diese Zeit im Schlosspark Bellevue gefeiert wird, fällt in diesem Jahr aus. Dafür wird es an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im September ein Bürgerfest geben, bei dem dann auch die engagierten Erwachsenen geehrt werden. Ohne Anerkennung und Wertschätzung kann Demokratie nicht funktionieren, das wissen alle, die hier sind, und solche Feste dienen genau dazu.

Das Bündnis DemokratieErleben, das dieses Fest seit zwei Jahren plant, wird von verschiedenen Institutionen getragen, unter anderem von der Körber-Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugend-Stiftung. Die Tische im Präsidentengarten sind weiß gedeckt, es gibt Fruchtspieße und Smoothies, und der Bundespräsident lässt sich auch mal bei Jugendlichen nieder, die ihm von ihren Projekten erzählen, einem Film über Auschwitz-Überlebende etwa. Weiter hinten im Schatten sitzt der wohl älteste Gast, die 91-jährige Hildegard Hamm-Brücher, die Gauck mit besonderer Herzlichkeit begrüßt hat, weil auch sie zu den Initiatoren zählt. Sie hatte als Studentin in München während der Nazizeit Kontakt zum Widerstandskreis „Die weiße Rose“. Hier wurde sie als Grande Dame der Demokratie gefeiert, für die 16-Jährige einen besonderen Ehrentitel erfanden, der Grazie mit Demokratie zusammenführt: „Demokrazie“. Elisabeth Binder

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