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Berlin: Das kleine Paradies von Marzahn

Palmen, Orangen und sprudelnde Quellen: Der Orientalische Garten ist fertig

Eines der vier Tore aus Zedernholz öffnet sich, das Paradies breitet sich aus. So könnte es vielleicht ausgesehen haben: Sprudelnde Quellen in allen vier Richtungen, Blumenbeete, Palmen-, Orangen-, Oliven- und Maulbeerbäume, der Duft von Lavendel. Nur Paradiesvögel fehlen, eine Schlange ist auch nicht zu sehen.

Aber der Orientalische Park liegt auch nicht im Orient, sondern im Nordosten Berlins, im Erholungspark Marzahn. Vor neun Monaten begann der Landschaftsplaner Kamel Louafi, ein fast vergessenes Fleckchen Erde am Parkplatz an der Eisenacher Straße umzugestalten. Hinter einer orientalischen Mauer sollte es hier mal wie ein Garten Eden aussehen. Damals sah es schlammig aus, und der Plan klang wie ein Märchen aus 1001 Nacht.

Gestern nun die feierliche Enthüllung des Gartenkunstwerks: Schon die warme rot-ocker verputzte Sandsteinmauer mit grünen Ziegeln macht neugierig, und die Tore wirken geheimnisvoll. Im Garten dann die grüne Augenweide, das frische Geräusch des Wassers, als Symbol für das Leben, und so heißt er auch „Garten der vier Ströme“, womit Euphrat und Tigris, Phison und Gischon gemeint sind.

An den inneren Wänden des Paradieses können Besucher unter schattigen Arkaden mit Rundbögen und Säulen wandeln, sich auf Bänke setzen und die Mosaike der Gartenmauern bewundern. Im Pavillon können sie die Quelle bewundern, die Wasserspiele. An den Wänden stehen orientalische Schriftzeichen, die Lebensweisheiten vermerken. Etwa diese: „Wenn du traurig einen Garten besuchst, verjagt er den Kummer aus deinem Herzen.“ Deutsche und marokkanische Arbeiter, nein, Kunsthandwerker, haben gemauert, gefliest, gekachelt und gepflanzt. Sie haben Holz mit Sandstein und Gips verziert. Verstanden haben sie sich prima, sagen sie, auch wenn sie meist gar nichts untereinander verstanden. Entstanden ist ein orientalischer Garten, der in seiner Größe gleich nach der Alhambra im spanischen Granada kommt, sagt Kamel Louafi. Im Orient seien Gärten dieser Art und Größe nur hinter privaten Mauern versteckt.

Hier aber öffnen sich die Tore für viele Besucher. Rund 360 000 kommen nach Auskunft von Hendrik Gottfriedsen, Geschäftsführer der Gesellschaft Grün-Berlin, bislang jährlich in den Erholungspark. Vielleicht werden es in diesem Jahr schon 400 000 sein. Mit seinen Chinesischen, Japanischen und Balinesischen Gärten ist der Erholungspark schon jetzt international. „Marzahn, Berlin wird zum Eldorado der Botanik aus aller Welt“, sagt die amtierende Bürgermeisterin Karin Schubert zur Eröffnung, spricht von einem Symbol für die Weltoffenheit der Stadt.

Ein Vertreter der Liga der Arabischen Staaten in Deutschland ist gekommen, anwesend ist auch Dieter Stolte, ehemaliger ZDF-Intendant und jetzt Vorsitzender des Kuratoriums der Allianz-Umweltstiftung. Sie hat sich an den Gesamtkosten von 2,3 Millionen Euro mit 300 000 Euro beteiligt. Stolte spricht vom Blick über den Gartenzaun. Hier gehe es auch um das friedliche Zusammenleben der Kulturen. Er zitiert den Philosophen Tagore: „Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.“

Orientalischer Garten an der Eisenacher Straße, geöffnet ab 13 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ab 9 Uhr. Kassenschluss bis August 20 Uhr, im Oktober 18 Uhr. Tageskarte 2 Euro, erm. 1 Euro.

Christian van Lessen

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