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Berlin: Das Kochstudio auf der Kino-Empore

Gold für Frank Lüske: Der 36-Jährige betreibt Deutschlands besten Bio-Markt Nach Öko sieht in dem Geschäft kaum etwas aus

Schon am Eingang duftet es nach frischen Croissants. Durch die runden Fenster blickt man in den gut 500 Quadratmeter großen Verkaufsraum. Die fast vier Meter hohen Wände sind im Stil der 50er-Jahre mit Holzleisten verkleidet. Es ist kurz vor Ladenschluss und von einer der Empore riecht es nach Shrimps und Weißwein. Unter Anleitung der Köchin Miriam Kebe lernen hier zwölf Leute, wie man Spagetti und Meeresfrüchte aus dem Biomarkt zubereitet.

Seit Dienstag kann sich „Biolüske“ an der Drakestraße in Lichterfelde bester Biomarkt Deutschlands nennen. Die goldene „Selly“ ist ihm auf der Lebensmittelmesse Anuga überreicht worden. Der Preis wird von der Centralen Marketinggesellschaft der Agrarwirtschaft (CMA) für besonders innovative Vermarktung von Bioprodukten vergeben.

Mehr als 5000 Produkte sind ordentlich in den Regalen gestapelt. Die Rinder, aus denen die Wurst gemacht wird, hat Frank Lüske persönlich in Mecklenburg-Vorpommern besucht. „Sie haben dort wahnsinnig viel Auslauf.“ An kleinen Ständen kann man Vollkornknäcke und Apfelsaft probieren. 200 verschiedene Bioweine gibt es, viele stammen aus Fair Trade-Projekten. Einige der Marken gibt es in Berlin sonst nur im KaDeWe.

„Für gesundes Essen hatte ich auch als Student genügend Geld“, sagt Frank Lüske im legeren schwarzen Sakko. Mehr als die eigene Gesundheit steht für ihn allerdings im Vordergrund, eine gerechte Wirtschaftsordnung zu unterstützen. Seine Arbeit gibt ihm das Gefühl, sich für eine gute Sache abzurackern. Seit der Eröffnung im Sommer 2004 dauert ein durchschnittlicher Arbeitstag des 36-Jährigen bis zu 16 Stunden.

Nach seinem Zivildienst lernte Lüske Gärtner. Drei Jahre arbeitete er auf einer Ökofarm in Irland, bevor er in Hessen Gartenbau studierte. Vor fünf Jahren zog er nach Berlin. Damals öffneten hier die ersten Biosupermärkte. „Das war ein ganz neues Konzept“, sagt er. „Mit den ideologisch überladenen Bioläden der Alt-68er haben sie nichts mehr gemein.“

Lichterfelde-West, eine gutbürgerliche Gegend mit schmucken Altbauvillen, hatte der Schöneberger erst gar nicht im Visier. Sein Bankberater brachte ihn auf das leerstehende Haus. Von den 50er- bis zu den 70er-Jahren war hier ein Kino, anschließend eine Discounter-Filiale. 2006 soll „Selly“ erneut vergeben werden. Dann ist Frank Lüske vielleicht schon Besitzer eines zweiten Geschäfts.

Biolüske, Drakestr. 50, Lichterfelde, Tel. 862 009 70, geöffnet Montag bis Sonnabend von 8 bis 20 Uhr, www.biolueske.de

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