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Berlin: Das Kulturforum soll endlich Teil der Großstadt werden

Neue Pläne des Senats sehen eine bessere Anbindung an den Potsdamer Platz vor

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Senat will das Kulturforum – zwischen Potsdamer Platz und Großem Tiergarten – aus seiner Insellage befreien. Vom Osten her soll die von Hans Scharoun geschaffene „Stadtlandschaft“ mit Philharmonie und Kammermusiksaal, Matthäus-Kirche und Neuer Nationalgalerie besser erreichbar werden. Wohnungen und Läden, Restaurants und Cafés, vielleicht auch ein kleines Hotel, sollen die Bebauung des Platzes ergänzen. Zur Tiergartenstraße hin will der Senat eine Randbebauung, die die Mussen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ergänzen.

Das städtebauliche Leitbild des Berliner Architekten Scharoun, das 1958, noch vor dem Mauerbau, für den Wettbewerb „Hauptstadt Berlin“ entwickelt wurde, soll Grundlage für die weitere Diskussion sein. Der Senat nahm gestern nur einen Bericht des Stadtentwicklungssenators Peter Strieder (SPD) zur Kenntnis, der die Weiterentwicklung des Kulturforums beschreibt. Strieder versicherte, dass dies kein endgültiges Konzept sei. „Wir wollen einen öffentlichen, breit angelegten und gesitteten Diskussionsprozess eröffnen.“ Am Ende wird vielleicht ein neuer städtebaulicher Wettbewerb stehen; in jedem Fall ein Bebauungsplan für das Kulturforum. Wann dies sein wird, ließ der Senat offen.

Was wird sich ändern auf dem schwierigen Platz, der vom großstädtischen Publikum bisher schlecht angenommen wird? Hier die wesentlichen Vorschläge der Stadtentwicklungsverwaltung:

Die Kirche, erbaut von Friedrich August Stüler, soll rundherum einen Platz erhalten, der als solcher zu erkennen ist.

Das Kulturforum soll vom Schleichverkehr befreit werden. Die Parkplätze zwischen den Konzertgebäuden und der Kirche werden beseitigt.

Die zur Gemäldegalerie hin schräg ansteigende Ebene („Piazetta“) wird abgerissen, um das Museum vom Erdgeschoss her zugänglich zu machen. Auf dem Vorplatz der Gemäldegalerie wären dann Open-Air-Veranstaltungen und die Aufstellung von Skulpturen möglich.

Auf das ursprünglich geplante, etwa 40 Meter hohe Turmgebäude auf dem Platz („Campanile“) wird verzichtet.

Das von Scharoun in der Mitte des Kulturforums geplante „Gästehaus“ wird nicht gebaut. Der architektonische Gedanke soll aber aufgenommen werden durch höchstens dreigeschossige Wohn- und Geschäftsbauten. Sterile Bürogebäude werde es auf dem Platz aber nicht geben, betonte Strieder.

Vom Marlene-Dietrich-Platz soll ein Zugang zur Staatsbibliothek, aber auch zur Philharmonie und zum Kammermusiksaal geschaffen werden. Bisher riegelt das Bibliotheksgebäude das Kulturforum vom Potsdamer Platz fast hermetisch ab.

Am Rand des Kulturforums, vor allem an der Tiergartenstraße, will der Senat eine ergänzende Bebauung zulassen. Daran könnte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz interessiert sein.

Senator Strieder rechnet mit einer „streitigen Diskussion“ über die städtebauliche Umgestaltung des Kulturforums. Eine öffentliche Ausstellung über die Geschichte des ehemals gutbürgerlichen Viertels, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und nach dem Mauerbau in eine Stadtrandlage geriet, soll die Senatspläne verdeutlichen. Der Charakter des Platzes soll nicht verändert werden. Es gehe darum, „die architektonischen Juwele“, entworfen von Scharoun und Mies van der Rohe, besser hervorzuheben, so Strieder. Klar ist auch: Alle baulichen Veränderungen müssen so finanziert werden, dass der Landeshaushalt nicht belastet wird.

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