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Berlin: Das Landesschulamt hat 200 Stellen an den Berufsschulen zu besetzen - doch die Bewerber sind unterqualifiziert

Rund 200 Lehrerstellen an Berufsschulen müssen in diesem Schuljahr besetzt werden. Zwar stapeln sich beim Landesschulamt die Bewerbungen, dennoch fällt die Auswahl offenbar schwer.

Rund 200 Lehrerstellen an Berufsschulen müssen in diesem Schuljahr besetzt werden. Zwar stapeln sich beim Landesschulamt die Bewerbungen, dennoch fällt die Auswahl offenbar schwer. "Wir suchen händeringend nach Lehrern mit einer Berufsschulqualifikation", sagte Hartmut Hartmann vom Landesschulamt. Gebraucht werden Lehrer in allen 13 Sparten, die an den Berliner Berufsschulen unterrichtet werden. Dabei seien vor allem Fächer wie Elektrotechnik, Wirtschaftslehre, Farbtechnik- und Raumgestaltung, Ernährung und Hauswirtschaft unterbesetzt. Jeder Student, der einen kaufmännischen, wirtschaftlichen oder technischen Diplomstudiengang belegt habe, solle zusätzlich Wirtschaftspädagogik zu studieren, rät Hartmann.

Derzeit bewerben sich nach seinen Angaben zahlreiche Lehrer, die keine ausreichende Qualifikation vorweisen könnten. "Da sind auch Bewerbungen von Kaufleuten dabei, die gehört haben, dass an den Berufsschulen Lehrer für den kaufmännischen Bereich gesucht werden", sagt der Landesschulamt-Mitarbeiter. Dass diese Bewerber noch nie vor einer Klasse gestanden haben, scheine sie selber am wenigsten zu stören. "Auch Lehrer, die eigentlich für den Unterricht an Gymnasien oder an anderen Schulen ausgebildet wurden, überschätzen sich teilweise", sagt Hartmann. Ein gutes Beispiel sei ein Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik, der sich für das Fach Informatik an der Berufsschule beworben habe. "Er glaubte, dies unterrichten zu können, ohne eine Fort- oder Weiterbildung oder eine vergleichbare Qualifikation vorweisen zu können", wundert Hartmann sich. Dabei böten genügend Träger und private Schulen Qualifikationen für das Fach Informatik, in Handel- oder Wirtschaftslehre an.

Um an einer Berufsschule unterrichten zu können, sollte eine bestimmte Laufbahn oder zumindest eine solche Zusatzqualifikation erfüllt sein, erklärt Hartmann - beipielsweise wie bei einem Lehrer für Geschichte und Erdkunde, der durch eine Weiterbildung in kaufmännischen Fächern heute Reiseverkehrskaufleute unterrichten kann. Immerhin rund 40 der insgesamt 200 freien Stellen an Berufsschulen werden künftig mit solchen Lehrkräften besetzt.

"Sie bringen Fächerkombinationen mit, die gebraucht werden und haben sich weitergebildet", erklärt Hartmann. Zudem ist geplant, weitere 125 Stellen mit Berufsschullehrern zu besetzen. Und 30 Stellen sollen für Nachwuchskräfte freigehalten werden. "In Berlin schließen in diesem Herbst rund 30 Berufsschulreferendare ab, denen wollen wir die Möglichkeit geben, an Berliner Schulen zu arbeiten."

Nach Hartmanns Ansicht wurde in der Vergangenheit zu wenig Werbung für den Beruf des Berufsschullehrers gemacht. Zudem seien die Gehälter in der freien Wirtschaft attraktiver, weshalb viele Studenten sich für einen reinen Diplomstudiengang entschieden hätten, statt auf den Abschluss des Berufsschullehrers hin zu studieren. "Dennoch können wir nicht jeden nehmen, der meint, er könne ganz plötzlich Fächer unterrichten, in denen er sich nie qualifiziert hat", sagt Hartmann.

Silke Edler

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