zum Hauptinhalt

Berlin: Das MoMA zeigt Statur

Vor der Neuen Nationalgalerie auf dem Kulturforum steht seit Montag ein Obelisk. Er kündigt die große Ausstellung des Museum of Modern Arts an

„Sieht aus wie ein gespitzter Bleistift auf einer Pyramide“, meint ein Passant und berührte ehrfürchtig das graubraune Metall. Ein paar Schritte entfernt stehen Sicherheitsleute, die das Werk und seine Betrachter im Blick haben. Schon zehn Tage vor der Eröffnung der MoMA-Schau ist das erste von mehr als 200 Kunstwerken des New Yorker Museum of Modern Arts zu sehen, ohne Eintritt und Schlangestehen. Vor der Neuen Nationalgalerie an der Potsdamer Straße ist seit gestern Barnett Newmans „Broken Obelisk“ zu bewundern: Vorbote einer Ausstellung, die – auch europaweit – das kulturelle Spitzenereignis des Jahres zu werden verspricht.

Der Verein der Freunde der Nationalgalerie hat berühmte Kunst des berühmten New Yorker Museums für acht Monate nach Berlin geholt, darunter Meisterwerke von Cézanne, Monet, Picasso und Chagall, auch die „Sternennacht“ von Vincent van Gogh oder auch die Werke diverser Pop-Art-Künstler. Noch nie hat das MoMA, das umgebaut wird, so eine umfangreiche Ausstellung außerhalb der USA präsentiert. Der Vereinsvorsitzende Peter Raue, der gestern beim Aufstellen des Obelisken dabei war, rechnet vom Ausstellungsbeginn am 20. Februar bis zum Ende am 19. September mit 700000 Besuchern.

Im Erdgeschoss, das wegen seiner Glaswände einen Gratis-Blick gewährt, ist die Ausstellung nur zu ahnen, der Zugang selbst bleibt wegen der Vorbereitungen für Normalbürger streng gesperrt. Neugierige Passanten grübeln vor den Scheiben, was schon Kunst, was noch Verpackung ist. Eine große blaue Kiste sieht edel wie ein Ausstellungsstück aus, hat aber die Aufschrift „Packed by Boxart New York“. Zahlreiche Kartons tragen den Aufdruck „Fragile“ oder „Base“, dazwischen stehen Maschinen für die Bodenpflege, mitten im Raum aber hängen Stühle in der Luft, sind aber mit einem Gestell verbunden, das wie eine Wippe aussieht: zweifelsfrei weitere Vorboten moderner Kunst. Die großen Vorbereitungen für die Ausstellung aber gehen in den unteren Etagen vonstatten. „Bei uns brennt die Luft“, sagen Katharina von Chlebowski und André Odier vom Verein der Freunde.

Alle Werke, die ausgestellt werden, sind – per Luftfracht geliefert – mittlerweile im Haus, etliche Teile kamen über Houston und Amsterdam. Viele Bilder hängen schon. Mit sieben Restauratoren vom Museum aus New York wird die Logistik für die „Ikonen der Kunstgeschichte“ organisiert, damit die Werke in Berlin auch am richtigen Ort zur Geltung kommen. Aber auch hier zeigt die lange Zusammenarbeit zwischen MoMA und Neuer Nationalgalerie Früchte, so dass keine langen Diskussionen nötig sind. Schon seit Wochen kommen Anfragen aus ganz Europa; beispielsweise werden in Frankreich Karten über das Kulturkaufhaus Fnac verkauft, und fast 500 Führungen sind schon gebucht. Rund 4000 Besucher werden am Tag erwartet.

Im Erdgeschoss soll es mehrere Kassen geben, damit sich das Schlangestehen vor dem Haus in Grenzen hält. Bis dahin wird der Obelisk noch recht einsam bleiben.

Weitere Informationen unter

www.das-moma-in-berlin.de

Christian van Lessen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false