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Berlin: Das Netz: Wie türkische Frauen bespitzelt werden

Es sind meist die großen Brüder, die von der Familie angestiftet werden, ihre Schwestern zu kontrollieren. Diese Erfahrung haben die Betreuerinnen des Neuköllner Mädchentreffs „MaDonna“ gemacht.

Es sind meist die großen Brüder, die von der Familie angestiftet werden, ihre Schwestern zu kontrollieren. Diese Erfahrung haben die Betreuerinnen des Neuköllner Mädchentreffs „MaDonna“ gemacht. Konservative Muslime verpflichteten ihre Söhne von Kindheit an, auf die Töchter aufzupassen. „Ihr seid verantwortlich für die Ehre der Familie“, werde ihnen vom Familienoberhaupt befohlen. Die Jungen wissen, dass mit „Ehre“ die Jungfräulichkeit der Töchter gemeint ist.

Mitarbeiterinnen von „MaDonna“ mitten im Problemkiez Rollbergviertel erleben täglich, wie junge Mädchen aus Migrantenfamilien beobachtet werden. Pro Tag besuchen 30 bis 50 arabisch oder türkischstämmige Mädchen den Treff, der auch für Jungen geöffnet ist.

Brüder erscheinen im Treff und kontrollieren, was die Schwestern machen. Werden sie im Gespräch mit einem Jungen „erwischt“, zitieren die Brüder die Mädchen vor die Tür, wo sie „nicht selten geschlagen werden“, sagt Gabriele Heinemann, Leiterin von „MaDonna“. Vergangenes Jahr fragte „MaDonna“ viele Mädchen aus dem Rollbergkiez nach ihrem sehnlichsten Wunsch. „Dass ich keinen großen Bruder hätte“, kam am häufigsten als Antwort.

Die Kontrolle geht auch dann weiter, wenn Töchter aus Angst vor Zwangsverheiratung aus der Familie flüchten. Kenner der Szene, die nicht genannt werden wollen, berichten, dass in Teehäusern und Moscheen Kontakte zu kriminellen Kreisen geknüpft werden können. Gegen Bargeld werden die Töchter dann gesucht und der Familie ausgeliefert. sib

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