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Berlin: „Das neue Europa, die neue Türkei“ Wie türkische Blätter über die EU- Einigung in Brüssel berichten

Für die Türken ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Europäische Union getan. Am 3.

Für die Türken ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Europäische Union getan. Am 3. Oktober 2005 werden die Beitrittsverhandlungen beginnen – und das dominierte die türkische Presse in Berlin in der vergangenen Woche. Viele Verlage brachten Sonderausgaben ihrer Blätter heraus und feierten die „historische Einigung“ (Türkiye) in Brüssel mit Schlagzeilen wie „Das neue Leben“ (Hürriyet), „Wir sind dabei“ (Milliyet), „Das neue Europa, die neue Türkei“ (Zaman) und „Das Ziel ist die Vollmitgliedschaft“ (Türkiye).

Aber auch die Schreiber, die für die Europa–Seiten der türkischen Zeitungen berichten, hatten viel zu tun. „Wir sind ja schon in der EU. Jetzt ist die Türkei dran“, zitierte zum Beispiel die Milliyet Türken aus Deutschland, die sich über den Durchbruch freuen. Genauso zitierten die Zeitungen „prominente Deutsche“ (Türkiye), die an sie eine Glückwunschmitteilung schickten. „Herzlich willkommen Türkei“, sollen die Unterzeichner geschrieben haben. Sie trugen Namen wie Özcan Mutlu (schulpolitischer Sprecher der Berliner Grünen), Yildiray Bastürk (Fußballer bei Hertha BSC), Neco Celik (Berliner Regisseur) und Oktay Urkal (Berliner Boxer). Die Hürriyet wagte am Freitag sogar den Blick in die Zukunft. „Am meisten wird diese Einigung den Europa-Türken nützen“, titelte sie zum Seiten-Aufmacher. Nach dem Beitritt könnten diese Menschen gleichzeitig die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft besitzen.

Noch ist das nicht möglich. Die Bundestagsabgeordnete Lale Akgün (SPD) rief am Freitag in der Milliyet eingebürgerte Türken, die sich nach dem 1. Januar 2000 haben rückeinbürgern lassen, auf, sich bis spätestens zum 1. Juni bei den Behörden zu melden. Denn wer nach der Staatsbürgerschaftsreform verbotenerweise die türkische Staatsbürgerschaft angenommen hat, hat automatisch den deutschen Pass verloren und lebt hier praktisch ohne Aufenthaltsrecht. „Wenn sie sich nicht freiwillig melden, können sie viel Ärger bekommen“, zitierte die Milliyet die Politikerin.

Suzan Gülfirat

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