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Berlin: Das neue Organisationskonzept der Polizei wird nach der Erprobungsphase vorerst nicht ausgeweitet

Offenbar wird entgegen den Planungen der Polizeiführung das sogenannte "Berliner Modell" im Herbst nicht auf weitere Direktionen ausgeweitet. Von der Innenverwaltung wird das aber nicht bestätigt.

Offenbar wird entgegen den Planungen der Polizeiführung das sogenannte "Berliner Modell" im Herbst nicht auf weitere Direktionen ausgeweitet. Von der Innenverwaltung wird das aber nicht bestätigt. "Ich bin da optimistisch", sagt Innensenator Werthebachs Pressesprecherin Isabelle Kalbitzer. Auf einen konkreten Zeitpunkt allerdings will sie sich nicht festlegen. Die GdP ist skeptischer und rechnet schon wegen der zum Jahreswechsel befürchteten Computerprobleme eher mit dem Jahr 2000. Sie erinnert daran, dass auch beim Probelauf in der Direktion 5 (Kreuzberg, Neukölln) in erster Linie Computerprobleme den Start immer wieder verzögerten, bis es im Februar 1998 schließlich losgehen konnte. Ursprünglich sollte das Modell schon im Frühjahr 1999 auch auf die Direktion 4 (Schöneberg, Tempelhof, Steglitz, Zehlendorf) ausgeweitet werden.

Bei dem "Berliner Modell" wird die Schutzpolizei stärker in die Arbeit der Kriminalpolizei eingebunden. Die Beamten arbeiten in gemeinsamen Dienstgruppen zusammen, kleinere Delikte erledigen die Schutzpolizisten in "Ein-Hand-Bearbeitung". Durch Verkürzung der Bearbeitungszeiten und stärkeren Computereinsatz am Tatort soll so die Kriminalitätsbekämpfung effektiviert und zugleich die Kripo entlastet werden. In einer internen Zwischenbilanz im Frühjahr hatte die Polizeiführung jedoch erhebliche Mängel bei der Umsetzung einräumen müssen. (Der Tagesspiegel berichtete).

Selbst ohne diese Schwierigkeiten sucht man bei der Umsetzung des "Berliner Modells" auch nach rund anderthalb Jahren immer noch vergeblich nach einem roten Faden. Zu Jahresbeginn waren bereits Kriminalbeamte abgeordnet worden, um die uniformierten Kollegen der Direktion 4 für die neue kriminalpolizeiliche Sachbearbeitung zu schulen. Dann fehlten die finanziellen Mittel für die Ausweitung. Die für die Erweiterung notwendigen 6,5 Millionen Mark seien jetzt eingetroffen, unterrichtete Innenstaatssekretär Kuno Böse am 13. Juli die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die Senatsinnenverwaltung geht daher davon aus, dass die Umsetzung noch in diesem Jahr beginnen wird. In seinem Gespräch mit der GdP hatte Böse zugleich mitgeteilt, die ursprünglich ebenfalls für 1999 geplante Ausweitung des Berliner Modells auf die Direktion 7 (Hellersdorf, Marzahn, Hohenschönhausen, Weißensee, Prenzlauer Berg) werde nun doch erst im Jahr 2000 beginnen können.

Offenbar kennt Böse die aktuellen Planungen seiner Behörde nicht. Bereits eine Woche vor diesem Gespräch hatte sich unter dem Vorsitz des Leiters der Direktion 7, Michael Knape eine "Projektgruppe 6 Direktionen Modell" konstituiert. Im Rahmen der Bezirksreform wird die Direktion 7 im nächsten Jahr aufgelöst. "Die Information ist richtig", erklärte Frau Kalbitzer auf Anfrage des Tagesspiegel. Morgen nun soll die "Prüfgruppe" ihre Arbeit aufnehmen. Für die Direktion 7 ist das Berliner Modell nach Aussagen Kalbitzers denn auch schon wieder vom Tisch. Mindestens ein weiterer östlicher Bezirk wird der Direktion 1 (Reinickendorf, Wedding, Pankow) übertragen, die übrigen der heutigen Direktion 6 (Köpenick, Treptow, Friedrichshain, Lichtenberg) zugeschlagen. Das wird die Direktion 5 in neue Schwierigkeiten bringen. Mit dem Neuzuschnitt würde die Mehrheit der Beamten dann nach dem Berliner Modell arbeiten, während die Friedrichshainer Kollegen ihre Vorgänge weiterhin zur Bearbeitung an die Kripo abgeben. Sie gehe davon aus, dass bei der Ausweitung des Berliner Modells nun "zunächst die neuen Abschnitte der Direktion 5 dran sind", sagt Isabelle Kalbitzer. Für Eberhard Schönberg, den Landesvorsitzenden der GdP, zeigen solche Überlegungen, dass eine "Langzeitplanung für die Polizei seit Jahren fehlt".

Otto Diederichs

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