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Berlin: Das Papier, aus dem die Hoffnung ist

Elif kam nach dem Erdbeben aus der Türkei. Ihre Tante hat jetzt die Adoption beantragt, mit der die Abschiebung verhindert werden soll

Mit drei roten Rosen in der Hand läuft die achtjährige Elif auf ihre Tante zu. Es ist Dienstagnachmittag, 17 Uhr am Flughafen Tegel. Eine Frau in braunem Wollmantel, grauen Flanellhosen und braunem Kopftuch schiebt einen Wagen mit Koffer und Taschen aus der Sicherheitszone und strahlt übers ganze Gesicht. Elif fällt ihr um den Hals. Dann zieht die 43-Jährige ein Papier aus der Tasche und schwenkt es in der Luft: Es ist die Kopie des Adoptionsantrages, den sie am 13. Januar vor dem Gericht im türkischen Adapazari gestellt hat, 150 Kilometer östlich von Istanbul.

Das Papier ist für Elif entscheidend. Das Mädchen ist vor drei Jahren nach dem Erdbeben in der Türkei nach Berlin gekommen und lebt seitdem hier bei ihrer Tante und ihrem Onkel und spricht mittlerweile fließend Deutsch. Elifs Mutter kam bei dem Erdbeben ums Leben. Wenn die Adoption klappt, könnte Elif dauerhaft in Deutschland bleiben – bei ihren Pflegeeltern, die sie schon jetzt „Mama“ und „Papi“ nennt. Am meisten freut sich Elif an diesem Nachmittag aber über die Geschenke, die sie in dem großen Koffer der Tante vermutet.

Genau eine Woche hat Elifs Tante, die Schwester der toten Mutter, in Adapazari verbracht. „Es war sehr stressig“, sagt sie, „dauernd musste ich zwischen dem Anwalt, dem Vater von Elif und der Großmutter hin- und herfahren“.

Elifs Vater, der das Erdbeben überlebt hat, lebe immer noch in einer Notunterkunft und sei krank. Die 83-jährige Großmutter könne nicht laufen. „Elifs Vater betet jeden Tag, dass seine Tochter in Deutschland bleiben kann, weil er sich nicht um sie zu kümmern kann“. Gerne habe er seine Schwägerin zum Gericht begleitet, um den Adoptionsantrag einzureichen. Der türkische Anwalt sei zuversichtlich, dass die Adoption in vier Wochen über genehmigt sei, da Onkel und Tante bereits das Sorgerecht besitzen.

Gestern hat der Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses getagt, den Elifs Anwalt vergangene Woche um Hilfe gebeten hatte. „Es ist klar geworden, dass Elif uns allen sehr am Herzen liegt“, sagte der Ausschussvorsitzende Ralf Hillenberg. Nun warte man auf die Stellungnahme der Innenverwaltung.

Claudia Keller

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