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Berlin: Das Problem der Opposition: Beliebt, aber kaum bekannt

Nur den Regierenden Bürgermeister kennen nahezu alle Berliner

Der große Erfolg der CDU bei der HamburgWahl macht Berliner Politiker nachdenklich – vor allem die in der Opposition. Der entscheidende Vorteil der Christdemokraten in der Hansestadt war die Bekanntheit und Beliebtheit ihres Spitzenkandidaten Ole von Beust. Dagegen kam vor allem der sozialdemokratische Herausforderer Thomas Mirow nicht an.

In Berlin sieht die Situation ähnlich aus, allerdings mit anderen parteipolitischen Vorzeichen. Der bekannteste Politiker der Stadt ist Klaus Wowereit (SPD). Nur etwa zwei Prozent der Berliner haben von ihm noch nie etwas gehört, und er verbindet diese enorme Bekanntheit auch mit einer gewissen Popularität – seine Umfragewerte erreichen meist knapp den positiven Bereich. Die CDU hat ihm nichts entgegenzusetzen, denn ihre Berliner Spitzenpolitiker teilen das Schicksal Thomas Mirows in Hamburg: Fast zwei Drittel der Bürger kennen weder Joachim Zeller, den Parteivorsitzenden, der immerhin vor Wowereit seit Monaten Berlins beliebtester Politiker ist, noch Nicolas Zimmer, den Fraktionschef.

Aber auch bei der SPD kommt nach Wowereit nicht mehr viel. Zwar sind Thilo Sarrazin und Peter Strieder ebenfalls sehr bekannt, aber für die Rolle der Wahllokomotive viel zu unpopulär; vor allem Peter Strieder, der Parteivorsitzende, verschwindet gegenwärtig immer weiter in den negativen Bewertungen. Und all jene, die hinter ihnen kommen, erzeugen bei den meisten Wählern allenfalls Ratlosigkeit, beispielsweise Michael Müller, der SPD-Fraktionschef, der rund drei Vierteln der Berliner unbekannt ist und damit sogar von den PDS-Senatoren Harald Wolf, Thomas Flierl und Heidi Knake-Werner abgehängt wird.

Die Folgerung für die Sozialdemokraten liegt auf der Hand: Zu Klaus Wowereit hat die Partei derzeit – und wohl mindestens bis zur Wahl 2006 – keine Alternative. Allerdings wird auch er nur Erfolg haben, wenn er es schafft, seine Partei aus dem Allzeittief von 22 Prozent herauszuholen, das eine Emnid-Umfrage kürzlich ermittelt hat. Und es muss ihm gelingen, die Tempodrom-Affäre mit heiler Haut zu überstehen.

Für die CDU wird es 2006 wieder einmal um die Frage gehen, ob einer ihrer Berliner Spitzenvertreter selbst in den Ring geht, oder ob sie einen populären Kandidaten aus der Bundespolitik holt. Schon jetzt wird viel über Laurenz Meyer oder Friedrich Merz spekuliert. bm

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