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Berlin: Das Reisetagebuch des Regierenden (2)

Klaus Wowereit besucht Mexiko. Wir schreiben das auf – täglich. Heute: Rudern, Gespräche

Das ist ja wie zu Hause in Berlin. Man wird vom Sportverein eingeladen, der das Grundstück, auf dem er sitzt, vom Staat geschenkt haben will. Aber Klaus Wowereit sagte am Sonntag sofort zu, sich mit allen Kräften dafür einzusetzen. Nicht beim Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses, sondern beim Amtskollegen von Mexico City: für den „Deutschen Ruderclub Antares“, dessen Immobilie an den aztekischen Kanälen von Xochimilco 1942 von der mexikanischen Regierung beschlagnahmt worden war. Da war man im Krieg mit Deutschland. Längst ist Frieden eingekehrt, und der Club, der Olympiateilnehmer hervorgebracht hat, durfte das Anwesen auch weiter nutzen. Doch es ist nicht seines und es fehlt Geld, und so werden seit Helmut Kohl alle deutschen Kanzler und Bundespräsidenten genervt, sich bei der Stadtverwaltung von Mexico City für die Rückübereignung stark zu machen.

Und so saß Wowereit als Ehrengast beim sonntäglichen Mittagessen am grünen Ufer der Clubanlagen und wurde überschwänglich begrüßt. Mit einem „ZickeZacke, Zicke-Zacke, hoi, hoi, hoi, Antares hurra!“ Da traf es sich gut, dass der Regierende berichten konnte, als Schüler rudern gelernt und die Obmannsprüfung bestanden zu haben. Die Experten waren also unter sich, man verspeiste Tacos, die Marimba-Spieler prügelten unentwegt auf ihr Instrument ein und Wowereit kündigte dem Club-Präsidenten José Manuel Huerta Fernandez als kleines Gastgeschenk einen Stich vom Roten Rathaus an, der sich beim Auspacken leider als Brandenburger Tor entpuppte. „Ich liebe Mexiko“, rief der Regierende trotzdem ins Mikrofon, und Mexikaner sollten ruhig einmal in Berlin Urlaub machen. Ganz egal, was er noch sagte, er bekam Applaus und eine ältere Dame reichte mit entzücktem Lachen ihr erstes Enkelkind an allen Tischen herum. So verging der Nachmittag wie im Flug.

Am Abend ging es ins Theater, Frank Castorf von der Volksbühne spielte seine „Endstation Amerika“. Anschließend, beim Empfang hinter der Bühne, fand Wowereit mal wieder kein Ende, obwohl er am Montagvormittag beim Fernsehsender „Televisa“ ins Frühstücksfernsehen eingeladen war. Eine sensationell beliebte Sendung mit landesweit 60 Prozent Einschaltquote, was an dem etwas schrägen Moderator liegt, der sich für seine halbstündige Talkshow jedes Mal als Clown verkleidet. Keine so richtig politische Sendung, genau das richtige für Wowereit. Mal sehen, wie ausgeschlafen er ist. za

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