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Berlin: Das Spiel ist wieder offen

Wenn das Land Berlin das Olympiastadion alleine betreibt, könnte es die Namensrechte verkaufen, findet die Opposition. Hertha hält sich zurück

Hertha BSC ist nur noch Pächter des Olympiastadions – und vielleicht wird auch dessen Name bald ein anderer sein. Nachdem der Senat wie berichtet der alleinige Betreiber des Stadions wird, fordern Oppositionsfraktionen eine bessere Vermarktung der Arena. Dazu könnte auch eine Namensänderung gehören.

Die sportpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Jeannette Martins, wünscht sich jedenfalls, dass eine Umbenennung „vorurteilsfrei geprüft“ werde. „Es ist eine sehr moralische Debatte um den Stadionnamen. Aber Berlin ist pleite, deshalb sollte man pragmatisch damit umgehen.“

In anderen Stadien der Fußball-Bundesliga bezahlen Unternehmen bis zu sechs Millionen Euro pro Saison für die Namensrechte, so die Allianz-Versicherung in München und die Brauerei Veltins in Gelsenkirchen. Auch die FDP ist offen für einen neuen Namen des Stadions. „Es wäre natürlich wünschenswert, wenn der Begriff Olympiastadion erhalten bliebe“, sagte die sportpolitische Sprecherin Mieke Senftleben. In der Diskussion war zuletzt ein Doppelname mit Sponsorentitel und Olympiastadion, um Tradition und Geschäft miteinander zu verbinden.

Sportsenator Klaus Böger (SPD) wollte sich gestern nicht zu einer möglichen Umbenennung äußern. Der sportpolitische Sprecher der PDS, Walter Kaczmarczyk, lehnt einen anderen Namen ab: „Das Geld wiegt den Traditionsnamen des Stadions nicht auf. Man sollte nicht sein ganzes kulturelles Erbe verscherbeln.“

In diesem Jahr wird ein Verlust der Betreibergesellschaft in Millionenhöhe befürchtet, weil nicht genügend Großveranstaltungen im Stadion stattfinden. Bisher tritt nur U2 im Stadion auf, die Betreiber hatten jedoch mit drei bis vier Konzerten geplant. „Für 2007 und 2008 ist es völlig unklar, wie das Stadion finanziert werden soll“, bemängelte Martins. Ein Ausweg sei der Verkauf der Namensrechte. Nur weil sich Berlin irgendwann wieder um Olympische Spiele bewerben könnte, sollte man eine Umbenennung nicht ausschließen, sagte Martins.

Die FDP kritisiert dagegen, dass sich das Land überhaupt die alleinige Verantwortung für das Stadion aufgeladen habe. „Dieses Geschäft birgt deutlich mehr Risiken als Chancen“, sagte Mieke Senftleben. Es wäre sinnvoll gewesen, andere Beteiligungsmöglichkeiten zu prüfen, um zu verhindern, dass das Land auf möglichen Defiziten sitzen bleibt – im schlimmsten Fall auf dem Baudarlehen in Höhe von 46 Millionen Euro.

Die Umstrukturierung der Betreibergesellschaft war nötig geworden, nachdem die Walter Bau AG, die gemeinsam mit dem Land und Hertha BSC die Gesellschaft gebildet hatte, Insolvenz angemeldet hatte. Hertha BSC hält sich mit Ratschlägen zur Zukunft der Betreibergesellschaft und zum Namen des Stadions zurück. Geschäftsführer Ingo Schiller sagte: „Wir bringen uns gerne ein. Aber der Senat schreibt uns auch nicht vor, welche Spieler wir zu verpflichten haben.“

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