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Weißstorch auf einer Wiese.

© dpa

Dauerregen und Kälte in Brandenburg: Schlechte Wetterlage bedroht den Weißstorch

Der Weißenstorch in Brandenburg ist bedroht. Bis zu 50 Prozent seines Nachwuchses ist umgekommen. Nicht nur das schlechte Wetter macht den Vögeln zu schaffen.

In vielen Storchennestern in ganz Brandenburg spielen sich derzeit dramatische Szenen ab. Elterntiere werfen tote, kranke und strangulierte Jungvögel in bislang nicht gekannter Zahl aus ihren Nestern. In manchen Gegenden wie dem Spreewald, in Ostbrandenburg und selbst im Storchendorf Linum nordwestlich Berlins betragen die Verluste 30 oder gar 50 Prozent des Nachwuchses.

Ursache ist das Wetter mit Dauerregen und Kälte, das auch die Nahrungssuche wegen ausbleibender Insekten extrem erschwerte. „Vor allem der 25. Juni wird als schwarzer Tag in unsere Statistik eingehen“, sagt Brandenburgs Storchbeauftragter Bernd Ludwig. „Durch den starken Regen waren die ohnehin nur sehr dünnen Federkleider völlig durchweicht, so dass die Eltern die noch schwachen Jungtiere bei Temperaturen von sechs Grad oder darunter einfach nicht mehr wärmen konnten.“ Der Nachwuchs sei regelrecht erfroren, wie bei den Kontrollen in diesen Tagen festgestellt worden sei.

In Linum beobachteten die Storchenfreunde noch ein anderes tragisches Phänomen. „Die Störche verwenden für ihren Nestbau zunehmend Reste von Plastiktüten“, sagt Marion Szindlowski vom Naturschutzbund. „Dadurch werden die Böden und Seiten der Horste so dicht, dass das Regenwasser nicht mehr abfließen kann.“ Die jungen Tiere könnten dann ihre Hälse nicht mehr aus dem Wasser recken. Und die Eltern wiederum drückten den Nachwuchs unabsichtlich unters Wasser, wenn sie ihn zu wärmen versuchen. Auch das von einigen Landwirten benutzte synthetische Strohbindegarn werde für viele Störche zum Verhängnis. „Die alten Störche bauen damit ihre Nester aus, während sich die Jungen damit strangulieren“, sagt Marion Szindlowski. „Wir Menschen sollten uns deshalb sehr sorgsam in der Natur bewegen und nicht zuletzt Plastikartikel aller Art nicht herumliegen lassen.“

In Linum stellte sich in diesem Jahr von den sieben Storchenpaaren bei sechsen Nachwuchs ein. Im Durchschnitt werden in jedem Horst zwei bis drei Jungvögel aufgezogen. Derzeit sind aber in Linum nur noch neun Junge am Leben. Für die folgenden Jahre erwarten die Naturexperten deshalb erhebliche Rückgänge, erreicht doch schon in normalen Jahren nur ein Drittel der Tiere das brutfähige Alter.

Nicht ganz so dramatisch ist die Lage im Storchendorf Rühstädt in der Prignitz. Dort sind zwar von den mehr als 40 Horsten derzeit auch nur 32 besetzt. In 23 davon brachten die Altvögel insgesamt 68 Jungvögel zur Welt. „Allerdings haben wir insgesamt elf Rauswürfe gezählt“, sagt Heidi Blumenthal vom Rühstädter Storchenclub. In anderen Jahren habe es nur ganz wenige Fälle gegeben. „Diesmal wurde von einigen Eltern aber gleich der gesamte Nachwuchs auf diese Weise getötet.“ Offensichtlich habe das Nahrungsangebot nicht gereicht. Die Folge sei dann diese Radikallösung.

Erhebliche Rückgänge beim Storchennachwuchs gab es auch 1997 und 2005 – aber so hoch wie 2013 waren die Verluste noch nie.

Claus-Diter Steyer

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