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Berlin: Daumen drücken auf Betriebskosten

Anstoß schon am Nachmittag – und wer musste um 16 Uhr in Berlin noch arbeiten? Wir haben nachgefragt

Deutschland spielt – und alle Berliner schauen zu? Nicht alle. In der Siemens-Hauptverwaltung in Spandau sahen sich etwa 300 Mitarbeiter das Spiel auf der Großbildleinwand an, dazu wurde gegrillt. „Ein kleines Dankeschön an die Mitarbeiter“, erklärt Sprecherin Carola Stepczynski. Auch Osram in Spandau hatte in den Kantinen Fernseher aufgestellt. Beim BMW-Händler Riller und Schnauck ging man davon aus, dass „ab 16 Uhr ganz Deutschland stillsteht“, gibt Michael Wernicke zu. Kunden und Mitarbeiter konnten das Spiel auf einer Leinwand verfolgen. Bei der Wall AG, die ihre Fahrzeuge in Schwarz-Rot-Gold beflaggt, gab es produktionsfrei. „Sowohl in der Unternehmenszentrale als auch in der Produktion wird geguckt“, sagte Wall-Sprecherin Beate Stoffers. Beim Kulturkaufhaus Dussmann verschoben viele Mitarbeiter ihre Pause auf den späten Nachmittag. „Bei den wichtigen Spielen ist generell wenig los“, so Pressesprecherin Bianca Krömer. Manche Stellen bemerken von dem WM-Fieber indes nicht viel: „Wir haben einen hohen Frauenanteil, die sind an Fußball weniger interessiert. Deswegen sind wir gut besetzt “, erzählt die Sprecherin des Bezirksamtes Mitte, Romy Kandora.

Für viele Bereiche gilt während der WM absolute Urlaubssperre, teilweise wurde das Personal sogar aufgestockt, beispielsweise in der Charité. „Es sind etwa eine halbe Million Menschen mehr in der Stadt, darauf mussten wir uns einstellen", so Oberarzt Torsten Schröder. An heißen Nachmittagen wie gestern besteht seine Kundschaft in erster Linie aus Leuten mit Kreislaufproblemen. Aber Zeit, um zwischendurch auf die Leinwand im Wartebereich zu schauen, blieb trotzdem.

Nicht so gut haben es die 2000 Mitarbeiter im Spandauer BMW-Werk: die Motorrad-Produktion wird nicht unterbrochen. „Bei uns ist Hauptsaison. Wir produzieren täglich 540 Motorräder", sagt Sprecher Dietmar Krohm. Fernseher gibt es nicht, um die Konzentration nicht zu stören. Es laufen aber in den Hallen Schriftbänder, über die „zentrale Botschaften“ wie die Spielstände vermittelt werden.

Fußball schauen während der Arbeitszeit ist für die 2300 Straßenkehrer bei der BSR nicht erlaubt. „Die Spiele können zu Hause angeguckt werden“, sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Glück haben die 1100 Mitarbeiter in der Verwaltung und die 2100 Mitarbeiter bei der Müllabfuhr: Die arbeiten nämlich nur am Vormittag. Fernsehräume gibt es auch bei der BVG nicht. „Wir geben aber den Fahrern in Bussen, bei der U-Bahn oder Straßenbahn die Ergebnisse mit“, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Auf den Flughäfen galt: Dienst wie üblich. „Wir haben während der WM rund 400 Flüge mehr“, sagte Sprecher Ralf Kunkel. Und bei den Fluglotsen ist Ablenkung durch Fußballgucken erst recht verboten.sib/aha/sbu

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