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Berlin: Daumen drücken und Voodoo-Puppe

Was heute Abend hilft, um ins Finale zu kommen

Wund gedrückte Daumen, zerzauste Maskottchen und magischer Zauber – bei der WM wollen und können Fans nicht tatenlos zusehen. Anna Renda aus Spandau ist seit der WM richtig abergläubisch. „Mein Glücksbringer war bei jedem Spiel dabei und ist schon ganz schwarz. Aber er hat geholfen, durch Telepathie“, sagt sie und zeigt ihr zerknautschtes Kuscheltier.

Auch viele andere Fans suchen nach Wegen, um ihr Team zu unterstützen. Bei Marlen Gizewski vom „Touristic Point“ an der Fanmeile sind Glücksbringer der Renner: „Die Fans behängen sich mit allem möglichen, damit Deutschland gewinnt. WM-Maskottchen Goleo geht richtig gut.“ Wer zu härteren Mitteln greifen will, kann sich im Internet bei „Fussi Deluxe“ eine Voodoo-Puppe bestellen und mit magischen Nadeln und gezielten Stichen die gegnerische Mannschaft schwächen. Die Länderembleme sind auswechselbar. Laut Produktmanager Steffen Breitbach sind die Puppen ein echter Verkaufsschlager.

Auch unter den Fußball-Profis ist der Aberglaube allgegenwärtig. Unvergessen Udo Latteks blauer Pullover: Den trug der Trainer mehrerer Spitzenclubs bei nahezu allen Spielen, er glaubte fest an den Zusammenhang von Kleidung und Torverhältnis. Bei dieser WM beschwor sogar ein Schamane das Berliner Olympiastadion vor dem Spiel Ecuador gegen Deutschland. Auch die Brasilianer sind abergläubisch: Sie betreten das Spielfeld mit dem rechten Fuß zuerst. Und Italiens Ex-Trainer Giovanni Trapattoni sah man vor Spielen Weihwasser verspritzen, das er von seiner Schwester, einer Nonne, bekam. Allerdings: Nach einer neuen Studie nützt das Flehen um göttlichen Beistand nichts. Das fanden laut „Spektrum der Wissenschaft“ Forscher heraus, die den Zusammenhang von Fürbitten und Gesundungsprozessen untersuchten. Was sie aber feststellten, ist, dass negative Gedanken sich negativ auswirken. Wenn beispielsweise Angst den Adrenalinspiegel steigen lässt, hemmt das die Gesundung.

Von Angst ist im Fußball-Berlin aber kaum was zu spüren. „Wir haben mit der WM das Jubeln und Feiern gelernt“, sagt Falk Blask, Professor für Europäische Ethnologie an der Humboldt Universität. Zwar bezweifelt auch er, dass abergläubische Rituale die Spiele beeinflussen könnten, aber er freut sich, dass die Menschen überhaupt an etwas glauben.

Lisa Garn

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