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Reste am Mauerrest. Der Beton am Potsdamer Platz bröckelt.

© Kitty Kleist-Heinrich

DDR-Mahnmal wird verkauft und verklebt: Steffel fordert Glaswand für die Mauer

Die Überbleibsel der Mauer sind teilweise in "ekelerregendem" Zustand. Frank Steffel schlägt vor, Schutzwände aus Glas aufzubauen - und stellt dem Senat ein kurzfristiges Ultimatum.

Und weg ist die Mauer – nun also auch die beiden 3,60 Meter hohen Segmente vom Chef des Berlin-Verlags Wolfgang Giebel, um die kurze Zeit ein Streit entbrannt war. Ein Käufer aus Berlin ist gefunden. Und wer will, kann an diesem Mittwoch den Kran in Mitte beobachten, der den 2,8 Tonnen schweren Beton auf den Tieflader heben wird. Der Schwertransport steuert dann die Lise-Meitner-Straße an. Dort steht die Zentrale von Price Waterhouse Coopers. Die Unternehmensberater zahlten für die Erinnerung an die geteilte Stadt 7000 Euro.

Wird mit der Verschickung der Mauerteile aber nicht auch die Erinnerung an den „antifaschistischen Schutzwall“ ausgelöscht – und damit gegen den Denkmalschutz verstoßen? Darüber war kurz gestritten worden, nachdem Giebel seine Verkaufsabsichten öffentlich gemacht hatte. Der Bezirk Mitte ließ die Gutachter prüfen und winkte ab: Nur an den Original-Schauplätzen, wenn man es so ausdrücken will, stehen die Überbleibsel des eingemauerten Staates noch unter Denkmalschutz: die Masten, Bunker, Wachhäuschen oder Steganlagen, mit deren Hilfe die DDR ihre Bürger vor Berührung mit dem Feindesland bewahrte.

Unwürdig für einen Gedenkort

„Schande“ nannte am Dienstag der Berliner Bundestagsabgeordnete Frank Steffel (CDU) allerdings den Zustand der verbliebenen Mauersegmente am Potsdamer Platz: „mit tausenden Kaugummis übersät und völlig beschmiert, ist das für ein Gedenkort der deutschen Geschichte unwürdig“, so der frühere CDU-Chef der Stadt. Die Berlinbesucher scheint es nicht zu stören. Vor den „ekelerregend verdreckten“ (Steffel) Mauerteilen kann man sie zu jeder Tageszeit posieren sehen. Aber auf dem Selfie oder dem Gruppenbild mit Dame mag wohl keiner von ihnen mit halboffenem, Gummi kauend entstelltem Gesicht erscheinen – und so behelfen sie sich mit dem Denkmal in ihrer Not.

Steffel fordert Säuberung bis zum 9.November

Nahe liegend wäre es da, „Eimer für alle“ zu fordern, wie es in der BSR-Werbung über die Mülltonnen heißt. Der Bundespolitiker schlägt stattdessen vor, „Schutzwände aus Glas“ aufzubauen – Wände für die Mauer. Und Steffel schließt mit einem Ultimatum: „Ich fordere den Senat auf, das wichtige Stück deutscher Geschichte bis zum Jahrestag am 9. November säubern zu lassen.“

Angesichts des Vandalismus ist es gut, dass immer noch Mauer für alle da ist: bei Ebay, garantiert Original, die allerletzten von 42 000 Segmenten.

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