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Räume des Schreckens. Im Innern des früheren KGB-Gefängnis in der Potsdamer Leistikowstraße hat sich wenig geändert seit dem Abzug der Sowjetarmee 1994. Jetzt erinnert eine Dauerausstellung an die Geschichte des Hauses.

© dapd/Gabbert

DDR-Vergangenheit: Dauerstreit um neue KGB-Gedenkstätte in Potsdam

Das Haus in der Potsdamer Leistikowstraße soll dem Gedenken an die Opfer des sowjetischen Geheimdienstes gewidmet sein. Doch gerade die sind zum Teil nicht mit der neu eröffneten Dauerausstellung zufrieden.

Begleitet von Protesten von Opferverbänden ist am Mittwoch in Potsdam in dem einzigen in Deutschland erhaltenen Gefängnis des Sowjetgeheimdienste KGB eine Gedenkstätte eröffnet worden. Der befürchtete Eklat blieb zwar aus, bei der Feierstunde gab es keine lauten Zwischenrufe – doch der seit Jahren schwelende Konflikt um die Gestaltung der Gedenkstätte bestimmte auch die Feierstunde mit rund 700 Gästen.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nahm dabei in dem Dauerstreit zwischen Opfern und Zeitzeugen einerseits und der Gedenkstättenleitung andererseits Stellung. Die neue Ausstellung sei nicht statisch. „Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Zeitzeugen in der Ausstellung wiederfinden“, erklärte Platzeck. „Wo es besser gemacht werden kann, muss es besser gemacht werden.“ Die Ausstellung müsse den persönlichen Schicksalen gerecht werden. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte: „Es ist immer klug, Opfer und Zeitzeugen in die Gestaltung einer Gedenkstätte einzubeziehen.“ Das Gebäude in der Leistikowstraße dokumentiere „als einziger authentisch erhaltener Haftort das brutale Regime des sowjetischen Militärgeheimdienstes in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR.“

Bis zuletzt waren die Fronten um das Haus in dem früher hermetisch abgeriegelten Militärstädtchen, aus dem die Rote Armee 1994 abzog, verhärtet. Der Gedenkstättenverein hatte das marode Gebäude jahrelang betreut und erhalten, organisierte Führungen und Ausstellungen – bis 2008 die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten die treuhänderische Verwaltung der Leistikowstraßen-Stiftung übernahm. Seither liefern sich Opferverbände und Zeitzeugen mit Gedenkstätte und Stiftung einen erbitterten Streit. In der nahegelegenen Villa Quandt sagte der ehemalige Häftling Bodo Platt auf einer eigenen Veranstaltung: „Ziel war es, uns auszugrenzen.“ In der Dauerausstellung fehle „der Mensch“. Häftlingsschicksale würden „unseriös, einseitig, bruchstückhaft“ dargestellt, einzelne Spionagefälle dagegen aufgebläht. Der Forderung der Opfer lautet daher: „Gedenkstätte ja. KGB-Museum nein.“

Heftiger Streit hinter den Kulissen

Vor der offiziellen Eröffnung versammelten sich rund 100 Vertreter der Zeitzeugen-Initiative vor dem Gebäude zu einer Menschenkette. Richard Buchner, Chef des Gedenkstättenvereins, zeigte sich nach Platzecks Ansprache zwar versöhnlich, der Regierungschef habe den richtigen Ton getroffen. Dennoch forderte er weiterhin die Absetzung der Gedenkstätten-Leiterin Ines Reich. Sie war vor vier Wochen von einem früheren Häftling sogar attackiert worden, dem sie den Zutritt zu dem Gebäude verwehrt hatte.

Tatsächlich hatte es im Vorfeld hinter den Kulissen heftige Auseinandersetzungen um die Details der Schau gegeben. Mehrfach war die Eröffnung verschoben worden, die Ausstellungsmacher mussten auf Druck des wissenschaftlichen Beirats nachbessern. „Offensichtlich gehen die Erwartungen auseinander“, sagte Reich gestern. „Wir wollten ein modernes zeithistorisches Museum, andere eher ein Mahnmal.“ Sie sei zu einer weiteren Zusammenarbeit bereit.

In dem Gebäude befand sich von 1945 bis 1989 das zentrale Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Spionageabwehr in Ostdeutschland. Bis in die 50er Jahre wurden hier Deutsche unter Spionageverdacht inhaftiert, zu Tode verurteilt und in die Gulag-Lager nach Sibirien geschickt.Die neue, rund 1000 Quadratmeter große Dauerausstellung umfasst rund 400 Fotos, Dokumente und Medienstationen. Dabei werden 50 Häftlingsschicksale exemplarisch dargestellt. Bund und Land finanzierten das Projekt mit knapp 800 000 Euro. Gleich in der Nähe liegt das Schloss Cecilienhofs, wo die Alliierten 1945 mit dem Potsdamer Abkommen Deutschlands Aufteilung aushandelten.

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