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Berlin: DDR-Wandbilder: Letzte Rettung für fast vergessene Kunstwerke

Viele Wandbilder, die zu DDR-Zeiten Gebäude schmückten, sind nach der Wende verschwunden. Einige Häuser wurden abgerissen, andere saniert und damit ging auch die Kunst verloren.

Viele Wandbilder, die zu DDR-Zeiten Gebäude schmückten, sind nach der Wende verschwunden. Einige Häuser wurden abgerissen, andere saniert und damit ging auch die Kunst verloren. Die Rechtslage lässt das zu: Die meisten Arbeiten stehen nicht unter Denkmalschutz und deshalb können die Eigentümer selbst entscheiden, was daraus wird.

"Leider gibt es dafür keinen Autorenschutz", ärgert sich Dagmar Glaser-Lauermann, die in 40 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann, Thomas Glaser, mehrere Kunstwerke gestaltete.

Die 73-Jährige findet es bedauerlich, dass auf diese Weise große Teile der DDR-Kunst aus dem Stadtbild verschwinden. Sie selbst musste bereits mehrere Verluste hinnehmen: Als beispielsweise das Kaufhaus am Alexanderplatz umgebaut wurde, entfernte man ein von ihr gestaltetes Keramikgemälde. "Einfach so, ohne mich davon zu informieren", sagt sie. "Das sind doch erhaltenswerte Zeugnisse der Geschichte".

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Haus verfallen, Mosaik unversehrt

Um eines ihrer größten Werke braucht sich das Künstlerehepaar Glaser aber keine Sorgen mehr zu machen. Es handelt sich dabei um ein Anfang der 60er Jahre entstandenes Keramikflies an der Adlershofer Agastraße. Obwohl die Gebäude des ehemaligen Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamtes (RFZ) sehr marode sind, blieb das farbige Mosaik unversehrt. Dargestellt wird die Geschichte der Elektrizität. Zu sehen sind Forscher und Ingenieure aus Geschichte und Gegenwart, die sich Naturkräfte zu Eigen machen. "Wir werden sämtliche Wandbilder auf dem verlassenen Gelände sichern", kündigt Kerstin Schröder, Sprecherin der Firma DeTe-Immobilien an. Dazu gehört auch ein großes Mosaik von Horst Zickelbein, das die ehemalige RFZ-Kantine ziert.

Eigentlich ist es ein Wunder, dass die Fliesen, die Jagd- und Familienmotive darstellen, noch fest an der Wand haften. Denn sie sind seit acht Jahren Kälte und Feuchtigkeit ausgesetzt. Unbekannte haben sämtliche Scheiben und Fensterrahmen des Raumes eingeworfen. Überall liegen Glasscherben, der Boden wellt sich. "Wir prüfen, in welcher Form man die Kunstwerke aufbewahren oder wiederverwenden kann", erklärt die DeTe- Immobilien-Sprecherin. Fest steht, dass die Gebäude noch in diesem Jahr abgerissen werden.

Dass die Mosaike nicht verschwinden, ist vor allem auch den Bezirksverordneten zu verdanken. Die Treptower verabschiedeten bereits im vergangenen Jahr einen Appell, den geplanten Abriss so lange aufzuschieben, bis die Fragen nach einer sachgerechten Demontage und Lagerung der Wandbilder geklärt sind. Im Bezirksamt wird jetzt außerdem überlegt, eine Kommission zu bilden, die sich für die Erhaltung "sozialistischer" Kunstwerke einsetzt.

Steffy Bey

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