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Schnipp, schnapp, Hecke ab.

© Annette Kögel

Update

Dealer im Görlitzer Park in Berlin: Kreuzberg lässt die Hecken kürzen

Im Einsatz gegen die Dealer wird der Görlitzer Park gelichtet: die Buchenhecken werden runtergekürzt, damit die Drogenverstecke keine mehr sind. Und die Polizei wurde in der Erde fündig.

Bei dem trüben Wetter herrscht offenbar Käufermangel, denn der Drogendealer läuft einer vermeintlichen Kundin anbietend hinterher. Im Görlitzer Park zur Skalitzer Straße hin verschränkt ein Dealerkollege in vorauseilendem Gehorsam die Arme hinterm Kopf, als Polizisten ihn um seine Papiere bitten. Ein paar Fußminuten weiter am Parkeingang Ecke Falckensteinstraße halten gleich zwei Polizeiautos – ein knappes Dutzend Beamte sind im Sondereinsatz für eine Berliner Kuriosität: In Friedrichshain-Kreuzberg finden manchmal eben sogar Baumschnittarbeiten unter Polizeischutz statt.

Der Bezirk hatte die Polizei sicherheitshalber angefragt, denn Proteste von Aktivisten sind im alten SO 36 selbst dann nicht auszuschließen, wenn Parkpfleger im Kleinlader Kiefernäste mit der Schaufel aufnehmen und Grünflächenamtsmitarbeiter die Heckenschere ansetzen. Denn die „Schnittmaßnahmen im Görlitzer Park am 24.11. und 25.11.2014“, die Bezirksumweltstadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Die Grünen) auch auf der bezirklichen Internetseite bekannt macht, sind nicht nur dazu da, den Görli aufzuhübschen, sondern auch, den Großstadtdschungel zu lichten. Der Görlitzer Park soll – ganz nach Gartenbauvorschriften – transparenter werden, damit Dealer ihre Päckchen nicht mehr ganz so leicht im Gebüsch verstecken können.

Die Polizei nutzte dann die Gelegenheit, gleich auch noch einmal Drogenhunde den Park absuchen zu lassen. Und sie wurden fündig: In der Erde waren harte Drogen wie Crystal Meth, Ecstasy, LSD und Crack gelagert.

Hingegen wurden die Männer und Frauen in Grün an diesem Mittag höchstens vom unangenehmen Dauerregen gestört. Die Fachkräfte kürzten die Buchenhecken um rund 50 Zentimeter Höhe und stutzten das Strauchwerk auftragsgemäß drumherum, damit der Blick in den Park transparenter werde. Zudem kappten sie Äste, die von Bäumen tief herabhingen, weil diese eben nicht nur als Versteck von spielenden Kindern genutzt werden. Das neue gestutzte Grünensemble zwischen bunt beschmierten Papierkörben und herumstehenden grauen Sicherheitsgitterzäunen entlockte einer auf dem Fahrrad vorbeikommenden Mutter mit Kind ein erstauntes „Was ist denn hier los?“. Wie gesagt, laut Bezirk „umfangreiche Strauchschnittarbeiten im Görlitzer Park zur Erhöhung der Sicherheit“. Dafür sei es auch erforderlich, „Zugänge zum Park zeitweise zu sperren, damit die Arbeiten zügig erledigt werden können“.

Zudem sei „in Vorbereitung, den sogenannten Hohlweg zuzuschütten, der vom Spreewaldplatz neben dem Kinderzirkus zur Hügelspitze hinauf verläuft“. Auch dort verbuddelten Dealer gern ihre Produktpalette für den Großstadtkonsumenten, der Depressionen überdecken oder Partynächte besser durchhalten will. Derweil krempeln die Grünflächenamtsmitarbeiter ihre Ärmel hoch. Und am Dienstag soll dann auch erstmals die Arbeitsgruppe zum Görlitzer Park zusammenkommen. Wie berichtet, hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) alle Ordnungsbehörden eingeladen – Polizei, Staatsanwaltschaft, Ausländerbehörde, Justizverwaltung und Bezirk. In der Taskforce sollen die Maßnahmen gegen Drogenhandel abgesprochen werden – wie die für mehr Durchblick.

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