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Die weltgrößte Reisemesse ITB soll vom 4. bis zum 8. März in Berlin stattfinden.

© imago/IPON

Update

Debatte um ITB-Absage wegen Coronavirus: Messe Berlin will frühestens Freitagabend mehr Infos bekanntgeben

Anfang März soll die weltgrößte Reisemesse in Berlin starten. Doch das Coronavirus breitet sich aus. Am Freitag tagt der Krisenstab der Bundesregierung.

Wird die Internationale Tourismusbörse ITB kommende Woche in Berlin wie geplant stattfinden? Wie der Veranstalter mitteilte, stimme die Messe Berlin sich „derzeit mit den öffentlichen Behörden auf Bundes- und Landesebene zum weiteren Vorgehen bezüglich der ITB Berlin 2020 und COVID-19 ab.“ Es sei zu erwarten, dass es „nähere Informationen“ frühestens am Freitagabend gebe.

Ein Sprecher der Messe Berlin sagte, man werde sich am Freitagabend dazu äußern, ob die Messe stattfinden könne oder nicht.

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Die weltgrößte Reisemesse ist vom 4. bis zum 8. März in Berlin geplant. Die Messebetreiber hatten bereits mitgeteilt, dass Aussteller nicht auf das Messegelände dürften, die innerhalb der vergangenen 14 Tage in den jeweiligen Risikogebieten in China, Iran, Italien oder Südkorea waren, Kontakt zu einer infizierten Person hatten oder Anzeichen typischer Symptome wie Fieber, Husten oder Atembeschwerden zeigen. Das gilt auch für Fachbesucher. Außerdem hatten die Betreiber angekündigt, Toiletten und Handläufe an Treppen und Türen häufiger reinigen zu lassen.

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Wegen des Virus haben die Veranstalter der ITB schon die Erwartungen herunter geschraubt und rechnen mit weniger Besuchern als im Vorjahr. Im vorigen Jahr hatte die ITB rund 160.000 Besucher, davon etwa 110.000 vom Fach. Zudem gab es rund 10.000 Aussteller aus etwa 180 Ländern.

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Der Buchungsdienstleister HRS hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus seine Teilnahme an der Tourismusmesse ITB in Berlin abgesagt. Man wolle weder Kunden und Partner noch Mitarbeiter dem „derzeit nicht absehbaren Risiko“ aussetzen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Über das Portal des in Köln ansässigen Dienstleisters lassen sich weltweit Hotels buchen.

Krisenstab der Bundesregierung tagt

Am Freitagabend wollte der neue Krisenstab der Bundesregierung über das Ergebnis seiner Beratungen informieren. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums sagte, bei dem Treffen werde es unter anderem darum gehen, Kriterien zu entwickeln, die den örtlichen Behörden bei der Entscheidung über mögliche Absagen von Großveranstaltungen helfen sollen.

Sie hob hervor, dass die örtlichen Behörden auch über eine mögliche Absage der ITB entscheiden müssten. Der Krisenstab werde über Großveranstaltungen beraten, ohne aber Empfehlungen auszusprechen, betonte die Ministeriumssprecherin.

Der Krisenstab hat schon erste zusätzliche Maßnahmen auf den Weg gebracht. So sollen auch Passagiere, die mit Maschinen aus Südkorea, Japan, Iran und Italien kommen, Angaben zu ihrer Erreichbarkeit nach der Landung machen. Dies gilt bereits für Direktflüge aus China. Solche „Aussteigekarten“ sollen eine Kontaktaufnahme ermöglichen, wenn sich herausstellt, dass jemand an Bord infiziert war.

Innenminister Seehofer plädiert für Absage - Entscheidung liegt beim Land Berlin

Innenminister Horst Seehofer (CSU) sprach sich wegen des Coronavirus am Donnerstag für eine Absage der ITB aus. „Ich persönlich bin der Meinung, dass man sie nicht durchführen sollte“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. Das Risiko bei einer solch großen Tourismusmesse mit Vertretern auch aus betroffenen Regionen und mit erwarteten 150.000 Besuchern sei nicht kalkulierbar. Eine feste Empfehlung werde der Krisenstab am Freitag erarbeiten, sagte Seehofer dem Blatt. Eine endgültige Entscheidung liege beim Land Berlin.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte betont, Entscheidungen über Absagen von Großveranstaltungen wie Messen müssten letztlich Länder und kommunale Behörden treffen.

Tourismusbeauftragter für Absage der Reisemesse

Am Nachmittag mehrten sich Medienberichte über eine mögliche Absage. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, hat sich angesichts des neuartigen Corona-Virus für eine Absage der Reisemesse ITB ausgesprochen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, natürlich wäre es nicht schön, wenn die ITB so kurzfristig abgesagt oder verschoben werden müsse. „Aber es gilt auch bei dieser Frage der Grundsatz fürs Leben: Gesundheit geht vor. Das sollten alle, die die Entscheidung treffen müssen, sehr ernst nehmen. Wichtig ist, dass jetzt schnell entschieden wird, damit sich die Leute entsprechend darauf einstellen können.“

Bezirksamt sieht keinen Grund für Absage

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sieht einem Bericht des RBB zufolge keinen Grund für eine Absage der ITB wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. Nach Prüfungen seines Gesundheitsamtes, das im Austausch mit dem Robert-Koch-Institut stehe, gebe es derzeit keinen Grund, die ITB abzusagen, sagte Gesundheitsstadtrat Detlef Wagner (CDU) am Freitag der RBB-"Abendschau". Er und seine für die Messe Berlin zuständige Amtsärztin des Bezirks dürften auf eine klarere Empfehlung der Bundesregierung beziehungsweise des Senats gehofft haben. Bisher scheuen sich alle Beteiligten, die Verantwortung für den dann sicheren wirtschaftlichen Schaden bei der Messe zu übernehmen.

Wagner begründet sein vorläufiges Festhalten an der ITB unter anderem mit der Tatsache, dass es in Berlin nach wie vor keinen bestätigten Coronavirus-Fall gibt. Die Auflagen für die Messe würden laufend angepasst. So müsse die Messe sicherstellen, dass keine Teilnehmer aus Risikogebieten anreisen. Dazu müssten alle Aussteller, aber auch die Fachbesucher, schriftliche Erklärungen abgeben. Das Bezirksamt und der Stadtrat waren am Nachmittag zunächst nicht telefonisch für eine Stellungnahme zu erreichen.

Medien: Gesundheitsministerium für Absage

Das Bundesgesundheitsministerium ist nach Angaben aus dem Ministerium wegen der Ausbreitung des Coronavirus für eine Absage der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Das berichtete die Nachrichtenagentur "Reuters". In Ministeriumskreisen wurde demnach am Freitag ein entsprechender "Bild"-Bericht bestätigt.

Für die am Nachmittag anstehende Sitzung des Krisenstabes der Bundesregierung habe das Ministerium einen Prinzipienkatalog ausgearbeitet, der dort nun beraten werde. Lege man diese Prinzipien zugrunde, könne die Entscheidung zur ITB nur Absage lauten. Bei größeren Veranstaltungen sei unter anderem die Rückverfolgbarkeit von Kontaktpersonen im Fall von Infektionen mit dem Coronavirus äußerst schwierig.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums konnte sich am Nachmittag nicht zu dem "Bild"-Bericht äußern und verwies darauf, dass der Krisenstab zur Stunde tage.

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Der Leiter des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte, es sei täglich neu abzuwägen, ob man Großveranstaltungen absagen solle. Die Wahrscheinlichkeit steige aber, dass solche Events ausfielen. Denn wenn es mit der Ausbreitung des Coronavirus immer mehr Fälle im Ausland gebe, dann nehme auch die Gefahr zu, dass solche Menschen zu Messen kommen und andere anstecken.

152 Abklärungsfälle in Berlin – 22 Ergebnisse noch offen

In Berlin gab es bisher 152 „Abklärungsfälle“, wie die Gesundheitsverwaltung am Donnerstag mitteilte – das bedeutet, jemand der:

Davon stehen bei 22 die Ergebnisse noch aus – alle übrigen waren negativ auf Corona getestet worden.

Wichtig ist hier der Unterschied zu „Verdachtsfällen“ – das bedeutet, jemand der:

Im Vergleich zu Mittwoch ist die Zahl der Abklärungsfälle um 30 gestiegen – sie lag vorher bei 122. Da waren noch 16 Ergebnisse offen. Insgesamt gab es bisher drei Verdachtsfälle, die sich aber nicht bestätigt haben.

Diese Menschen sind besonders gefährdet

Die bisherigen Erkenntnisse über das Coronavirus zeigten, dass besonders Menschen im Alter von über 60 Jahren und chronisch Kranke gefährdet seien. Zu den häufigsten Erregern, die Infektionen der Lunge auslösen können, gehören Pneumokokken und Keuchhusten (Pertussis). Die Senatsgesundheitsverwaltung empfiehlt daher allen Menschen, die zu gefährdeten Gruppen gehören, die entsprechenden Impfungen.

Eine bereits mit einem Krankheitserreger befallen Lunge könne auch noch von einem zweiten oder dritten Erreger – wie dem Coronavirus – angegriffen werden. Dabei würde es sich um eine Komplikation handeln, die die Behandlung erschweren würde und Patienten besonders gefährden könnte.

Dieses Vorgehen empfiehlt die Gesundheitsverwaltung:

  • Wer innerhalb der letzten 14 Tage Kontakt zu einem bestätigten Fall hatte, sollte zuhause bleiben und telefonisch das zuständige Gesundheitsamt kontaktieren, damit die Abklärung vorgenommen wird. Der Amtsarzt/die Amtsärztin entscheidet nach den Kriterien des RKI und der individuellen Situation des Patienten/der Patientin über das weitere Vorgehen einen möglichen Test und eine möglichen häuslichen Isolation betreffend.
  • Wer innerhalb der letzten 14 Tage im Risikogebiet gewesen ist und Symptome (von leichter Erkältung bis Lungenentzündung) hat, sollte ebenfalls zuhause bleiben und telefonisch das zuständige Gesundheitsamt kontaktieren, damit die Abklärung vorgenommen wird. Der Amtsarzt/die Amtsärztin entscheidet nach den Kriterien des RKI und der individuellen Situation des Patienten/der Patientin über das weitere Vorgehen einen möglichen Test und eine möglichen häuslichen Isolation betreffend.
  • Wer selbst innerhalb der letzten 14 Tage im Risikogebiet gewesen ist oder Kontakt zu einer Person aus dem Risikogebiet hatte (und keine Symptome hat), kann ebenfalls eine Abklärung vornehmen lassen, etwa beim Hausarzt. Ob für die Abklärung ein Test notwendig ist, entscheidet der Hausarzt/die Hausärztin im Beratungsgespräch mit dem Patienten/der Patientin.
  • Alle Kontaktaufnahmen sollten zuerst telefonisch stattfinden. Der direkte Kontakt zu anderen Personen sollte vermieden werden.
  • Der Rettungsdienst und die Rettungsstellen sind die richtigen Anlaufpunkte für Menschen mit schweren Symptomen. Niemand sollte sich unangekündigt in eine Rettungsstelle begeben, sondern vorher telefonisch den Verdacht auf den Coronavirus mitteilen, damit bei Transport und Ankunft vor Ort wichtige Schutzmaßnahmen getroffen werden können. Bestätigte Fälle des Coronavirus sollten den Empfehlungen des RKI entsprechend im Krankenhaus isoliert werden. Alle Berliner Krankenhäuser können Menschen mit Verdacht auf Coronavirus oder bestätigte Fälle isoliert unterbringen und behandeln.
  • Die Übernahme der Kosten für den Test ist in Deutschland bundesweit einheitlich geregelt. Wenn die Kriterien eines Verdachtsfalls des RKI erfüllt sind, werden die Kosten für den Test (gemäß EBM Nr. 32816 59 Euro) auf den neuartigen Coronavirus vom Gesundheitsamt, bzw. den Krankenkassen übernommen. Für das RKI gilt als Verdachtsfall, wer Symptome hat und Kontakt zu einem bestätigten Fall hatte oder wer Symptome hat und im Risikogebiet gewesen ist.

Inzwischen gibt es mehr knapp 60 bestätigte Infektionen in Deutschland. In China ist die Zahl der Todesopfer und Infizierten durch die Lungenkrankheit Covid-19 weiter gestiegen. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Freitag mitteilte, kamen landesweit 327 nachgewiesene Covid-19-Erkrankungen hinzu, womit die Gesamtzahl der offiziell bestätigten Fälle auf dem chinesischen Festland bei fast 79.000 liegt. Die Zahl der Toten kletterte um 44 Opfer auf 2788. (dpa/rtr/tsp)

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