zum Hauptinhalt
Foto: dapd

© dapd

DEBATTE UM KUNSTHALLE: „Das alte Spiel funktioniert nicht“

Am Montag demonstrierten rund 1000 engagierte Potsdamer dafür, dass die Kunsthalle des Mäzens Hasso Plattner doch auf dem Gelände des Neuen Lustgartens entstehen kann. Wir dokumentieren hier das Plädoyer des Fernsehmoderators Günther Jauch: „In den letzten Wochen haben mich zwei Nachrichten sprachlos gemacht.

Am Montag demonstrierten rund 1000 engagierte Potsdamer dafür, dass die Kunsthalle des Mäzens Hasso Plattner doch auf dem Gelände des Neuen Lustgartens entstehen kann. Wir dokumentieren hier das Plädoyer des Fernsehmoderators Günther Jauch:

„In den letzten Wochen haben mich zwei Nachrichten sprachlos gemacht. Die erste: Dass Hasso Plattner nach dem Aufbau des Hasso Plattner-Institutes in Potsdam, nach der 20-Millionen-Spende für die historische Fassade des alten Stadtschlosses und neuen Landtages, nach der Finanzierung des historischen Kupferdaches nun auch noch beschlossen hat, unserer Stadt eine moderne Kunsthalle samt seiner großartigen Bildersammlung im Herzen Potsdams zu schenken. Die zweite Nachricht hat mich dann geradezu fassungslos zurückgelassen: Hasso Plattner gibt die Mitte auf und begründet das damit, sich mit seinem Geschenk mit niemandem, nicht, wie er sagte, „auch nur mit einer Potsdamer Privatperson anlegen zu wollen“.

NUR WENIGE NÖRGELN

Zuvor haben tatsächlich Einzelne in Potsdam das getan, was anscheinend zu dieser Stadt gehört wie der Alte Fritz zu Sanssouci: Sie haben genörgelt, (...), sie haben zu verhindern versucht, um des ewigen Querulierens willen. Diese Menschen (...) sind wenige, ganz wenige, denen es niemand irgendwann einmal recht machen kann. Es sind die, die ihre rückwärtsgewandte Klientel bedienen. Es sind die, die Kultur gegen Kindergärten, die Denkmalschutz gegen Schulsanierungen und die, die alteingesessenen Potsdamer gegen die ausspielen wollen, die nach der Wende in diese Stadt gekommen sind. Hasso Plattner hat dieser Stadt wie kein Zweiter Gutes getan. (...) Jetzt bringt er moderne Architektur und eine großartige Sammlung an den besten Standort, der denkbar ist. All das verschenkt der Mann (...). Da dürfte auch dem letzten Stalinisten in der Stadt und in der Stadtverwaltung nichts mehr einfallen. Aber weit gefehlt. Jetzt wird die einmalige Chance zum Abriss des Mercurehotels zum „Verlust an DDR-Geschichte“ hochstilisiert. (...)



KEINER WIRD VERTRIEBEN

Bleibt der Hinweis, dass es sich beim Mercure um eine „städtebauliche Dominante“ handelt. Da kann man allerdings nur zustimmen. Und was für eine ! (…) Aus ideologischen Gründen ist das Stadtschloss gesprengt worden und aus denselben Motiven ist dieser Klotz dort hingebaut worden. Das ist die historische Wahrheit. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich achte und verstehe jeden, der sich in seinem Kiez wohlfühlt, und fast alle Bauten aus der DDR-Zeit sind nach der Wende oft sehr gelungen saniert oder renoviert worden. Aber aus dem Mercure wird kein einziger Potsdamer vertrieben – das alte Spiel, die „unterprivilegierten Armen“ und die „parasitären Reichen“ gegeneinander auszuspielen, funktioniert hier nicht und auch sonst nicht mehr, und deshalb sollten die ewigen Spalter eine neue Platte auflegen.(…) Die Potsdamer, Herr Plattner, wollen das unbedingt. (...) Und noch etwas: Egal, wie Sie sich am Ende entscheiden, Potsdam und die Potsdamer wissen, was wir an Ihnen haben und dafür sind wir Ihnen ganz einfach dankbar!“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false