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Die Zahl der Senioren am Steuer wird auch in den kommenden Jahren stetig steigen.

© dpa

Debatte um verbindlichen Führerschein-Check: Senioren am Steuer sind nicht jedem geheuer

Immer mehr Senioren besitzen ein Auto. Dennoch sind ADAC und Dekra gegen Gesundheits-Checks. Die Zahlen würden für die Rentner sprechen.

Senioren am Steuer sind nicht jedem geheuer. Wer aber fordere, für die älteren Autofahrer einen verbindlichen Führerschein-Check einzuführen, müsse auch dafür sein, dass junge Menschen erst mit 25 Jahren ans Steuer dürfen, sagte am Dienstag Volker Krane, Vorstand für Verkehr beim ADAC Berlin-Brandenburg. Wie die Prüfgesellschaft Dekra lehnt der ADAC Pflicht-Tests für ältere Autofahrer weiter ab. Sie setzen darauf, dass die Senioren selbst erkennen, ob sie noch fahrtüchtig sind – und bieten jetzt wieder zum Teil kostenpflichtige Kurse für den Eigentest an.

Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung nimmt in den kommenden Jahren erheblich zu. Und während bei den Jüngeren ein Trend weg vom Auto eingesetzt hat, steigt die Zahl der Autobesitzer unter den Senioren. In Berlin und Brandenburg sei seit 2010 der Pkw-Besitz bei Senioren über 70 Jahren um jeweils 25 Prozent gestiegen, bei den über 75-Jährigen sogar um 35 Prozent in Berlin und um 38 Prozent in Brandenburg. Die „Automobilisierung der Senioren“ sei damit heute so stark wie noch nie.

Allerdings seien sie nicht die Hauptverursacher von Unfällen, sagte Krane weiter. Mit 25,4 Prozent lagen hier im Jahr 2008 – neuere Zahlen gebe es nicht – die 25- bis 39-Jährigen an der Spitze, gefolgt von den 18- bis 24-Jährigen mit einem Anteil von 24 Prozent. Bei den 60- bis 64-Jährigen sind 4,7 Prozent die Hauptverursacher, bei den 65- bis 69-Jährigen sogar nur 3,7 Prozent. Bei den 70- bis 74-Jährigen steigt der Anteil wieder auf 4,5 Prozent, und bei den über 75-Jährigen erreicht er 6,0 Prozent. Dabei nimmt die Fahrleistung mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. Bei den über 75-Jährigen beträgt sie nur noch 2,4 Prozent. Dass die über 75-Jährigen wieder öfter Hauptverursacher bei Unfällen sind, begründet Krane mit den häufigeren Stadtfahrten. Die älteren Autofahrer würden in der Regel die als sicher eingestuften Autobahnen meiden.

Gemessen am Anteil der Senioren an der Bevölkerung sei ihr Anteil an Unfällen unterproportional, argumentierte auch der Berliner Dekra-Leiter Mario Schwarz gegen eine gesetzliche Prüfregelung für ältere Autofahrer. Sanktionen dürfe es nicht geben.

Einige Ärzte empfehlen eine jährliche Untersuchung. Wer schlecht abschneide, sollte eine Probefahrstunde mit einem Fahrlehrer absolvieren – und den Führerschein auch abgeben, wenn es eine Empfehlung dazu gebe. In anderen Ländern, etwa in den Niederlanden, in Schweden, in Großbritannien oder in Spanien sind regelmäßige Gesundheitschecks obligatorisch. Die Unfallzahlen seien dadurch nicht gesunken, sagten Krane und Schwarz übereinstimmend. In Dänemark sei danach sogar die Zahl der Radunfälle mit dabei getöteten Senioren gestiegen, heißt es in einer ADAC-Broschüre zum sicheren Fahren im Alter.

Kontrollen gibt es bisher nur, wenn Senioren nach einem Unfall auffällig reagieren. Polizisten müssen dann die Straßenverkehrsbehörde informieren, die einen Test anordnet. Danach kann der Führerschein weg sein.

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