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Anschluß des Berliner Tiergartentunnels ist fast fertig : Debis will die Westtangente - CDU wird weich

Obwohl der Anschluß des Tiergarten-Tunnels an die Kanaluferstraßen nahezu fertig ist, fordert debis wieder die Anbindung des B 96-Tunnels an das Schöneberger Autobahnkreuz.

Obwohl der Anschluß des Tiergarten-Tunnels an die Kanaluferstraßen nahezu fertig ist, fordert debis wieder die Anbindung des B 96-Tunnels an das Schöneberger Autobahnkreuz. Sonst sei "der Stau programmiert". Diese Forderung entspricht der 20 Jahre alten und immer umstrittenen "Westtangente". Nur hat die Daimler-Benz-Tochter auf eigene Kosten eine etwas abweichende Trasse entlang der Anhalter-Bahn entwickelt, die "keine Anwohner störe". "Man muß umplanen", sagt debis-Sprecherin Vellberg. Obwohl die Westtangente in der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU gekippt worden war, findet die Trasse Freunde in der CDU: "Langfristig ist die Idee vernünftig", sagte der CDU-Generalsekretär Volker Liepelt dem Tagesspiegel. 1991 war diese Frage ein Knackpunkt bei der Bildung der Großen Koalition. Zunächst einmal werde man sich an die Vereinbarung mit den Sozialdemokraten halten, sagte Liepelt. Die SPD hatte damals der CDU den Verzicht auf die Westtangente abgehandelt und dafür den Tunnel an sich akzeptiert. Der Widerwillen gegen die neue Straße schwindet offensichtlich. Noch vor einem Jahr hatte Verkehrssenator Klemann (CDU) eine ähnliche Forderung von debis als "Quatsch" bezeichnet. Entsprechend sauer ist jetzt die SPD: "Debis fordert viel, wenn der Tag lang ist und der Senat bezahlt", kritisierte Verkehrsexperte Christian Gaebler. Die Westtangente sei beerdigt und bleibe es auch. Mittlerweile ist das südliche Ende des Tunnels und der Anschluß an die Uferstraßen fast fertig. Im Juni soll die neue Brücke über den Landwehrkanal eröffnet werden; zunächst jedoch wird sie lediglich das Überqueren des Landwehrkanals ermöglichen. Der vierspurige Tunnel ist frühestens im Jahr 2001 fertig. Unverdrossen warnt der größte Investor vom Potsdamer Platz jedoch vor dem Stau. Schon jetzt gehören Reichpietschufer und Schöneberger Ufer mit etwa 70 000 Fahrzeugen am Tag zu den am stärksten belasteten Straßen in Berlin. Ein Gutachten des Senats geht von 60 000 Pkw pro Tag im Tunnel aus, mit einem Spitzenwert von 5000 Pkw pro Stunde am Nachmittag. Dennoch soll es keinen Stau im Tunnel geben, da eine Spezial-Ampel vor der Nord-Einfahrt nur soviele Autos in den Tunnel läßt, wie durch den südlichen Ausgang herauskommen. Der Senat will eine entsprechende Regelung jetzt an zwei Zufahrten zur Stadtautobahn testen. Klar ist den Fachleuten jedoch, daß jede noch so ausgetüftelte Elektronik den Stau nur verlagert - also in die Heidestraße. Staugefährdet sind natürlich auch die Uferstraßen - zu Füßen der debis-Zentrale. Konzern-Sprecherin Ute Wüest von Vellberg hält deshalb eine Verlängerung nach Süden für unverzichtbar: "Die derzeitige Lösung ist nicht funktionsfähig, sondern programmiert den Stau." Nur: Würde der Wunsch verwirklicht, müßte die frisch fertiggestellte Brücke wieder abgerissen werden, der Park am Karlsbad würde unter Straßenschleifen verschwinden. Die Fortführung nach Süden hält debis für möglich." Die Trasse ist frei", sagt Vellberg. Anders als die seit mehr als 20 Jahren heißumstrittene Westtangente solle die debis-Trasse nicht entlang der Wannseebahn, sondern parallel zu den Gleisen der Anhalterbahn laufen, die Ringbahn unterqueren. Das ist kein bewohntes Gebiet, "nur BSR und Gewerbe", heißt es im Konzern." Das würde keine Anwohner stören. Dem widerspricht Schönebergs Bürgermeisterin Elisabeth Ziemer: "Die Idee ist hirnrissig." Sie vertreibe nur noch mehr Bürger aus der Stadt. Daß das Ansinnen Grundfesten der Berliner Politik berührt, hat debis gemerkt. Denn Unterstützung hat der Konzern nicht bekommen, wie Vellberg einräumt. Die Stuttgarter Autobauer warten nun auf die Bonner." Wenn die Bundesregierung das jeden Tag sieht, wird sich was bewegen", hofft Ute Wüest von Vellberg." Anscheinend müssen wir erst den Stau haben, damit sich was tut." Die alten Gegner der Westtangente sind weiterhin organisiert. Die 1974 gegründete "Bürgerinitiative Westtangente" hält auch die etwas abgewandelte Trasse für unzumutbar." Das löst kein Verkehrsproblem und keinen Stau", sagt ihr Sprecher Norbert Rheinländer. Die Tunnelbauer haben ganz andere Probleme: "Die Schwachstelle ist im Norden", sagt Projektleiter der Bauverwaltung, Dieter Zocher. Am Lehrter Bahnhof hänge der B 96-Tunnel terminlich von den Röhren für die Bahn ab - und die hängen zurück. Ursprünglich war die Eröffnung Ende 1999 geplant.

JÖRN HASSELMANN

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