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Berlin: Deep Purple verkauft jetzt Bananen

Die Hardrock-Veteranen stellen in der Columbiahalle ihr neues Album vor – fünf Tage vor der weltweiten Veröffentlichung

So viel Banane war nie. Bergeweise stapeln sie sich vor dem Betrachter, bewacht von zwei schmächtigen Latinos, den Pflückern womöglich, die erwartungsvoll in die Kamera blicken. Darüber ein Schriftzug: „Deep Purple, Bananas“.

Mit Popalben soll man es halten wie mit Bananenstauden, da hat Sänger Ian Gillan ganz Recht: „Das Album heißt Bananas, und es wird veröffentlicht, wenn es reif ist“, hat er am 24. Juni 2003 in Dublin verkündet. Damals muss der Reifeprozess schon ziemlich weit vorangeschritten sein, denn am 20. August, dem Tag der Veröffentlichung des Albums in Japan, und fünf Tage, bevor es im Rest der Welt herauskommt, stellt die Band ihr Bananenwerk in der Columbiahalle vor – in einem „exklusiven Club-Konzert“, wie es heißt. So lange muss man aber nicht warten: Wer will, kann die Platte schon jetzt im Internet probehören, allerdings immer nur 30-Sekunden-Ausschnitte der zwölf Stücke, die die Band in gewohnter guter Hardrock-Manier zeigen ( www.thehighwaystar.com )

Das vorgezogene Plattendebüt gerade in Berlin ist nur zu berechtigt. Hier hatte die Band anlässlich der Intrernationalen Funkausstellung 1971 für „Deep Purple in Rock“ ihre erste Goldenen Schallplatte erhalten, und das war damals noch ein echter Knaller.

Das Album ist in der Rockgeschichte längst legendär, bedeutete auch für die Band den endgültigen Einstieg in härtere Klangsphären. Anfangs hatte sich die klassische Ausbildung des Organisten John Lord durchgesetzt, dem die Band diverse Auftritte mit orchestraler Begleitung verdankte. Diesmal nun hatte sich Gitarrist Ritchie Blackmore nach vorn geschoben, ein rabiates Riff-Genie. Das ungleiche Paar tobte seine Spannungen oft auf der Bühne aus. Manches Instrument musste dabei dran glauben, was die Fans immer zu Begeisterungsstürmen anfachte, meinten sie doch, die handfeste Rüpelei sei nur Show.

Gegründet wurde die Band 1968 in London, doch anfangs blieb sie dort weitgehend unbeachtet, hatte ihre ersten Erfolge in den USA. Es war vielleicht gerade die Spannung zwischen Lord und Blackmore, die dann „Deep Purple in Rock“ zum überragenden Erfolg machte: Hier die hypnothische Orgel in „Child in Time“, dort die krachende Gitarre in „Living Wreck“ und „Speed King“. Damals begann die ruhmreichste Phase der Band, mit Alben wie „Fireball“, „Made in Japan“ und „Machine Head“. Den Aufnahmen zu dieser Platte verdankt Deep Purple seinen berühmtesten Song: „Smoke on the Water“. Die Band war deswegen nach Montreux gefahren, hatte sich eigens des mobilen Aufnahmestudios der Stones versichert. Im Casino hörte sie sich noch einen Auftritt von Frank Zappa an, der wegen eines Feuers abgebrochen wurden. Vor den Augen der Band brannte das alte Gebäude nieder, die Initialzündung zu einem großartigen Song, der verdammt schwer zu spielen ist: Sogar Blackmore, der längst nicht mehr bei Deep Purple ist, hat sich einst auf der Japan-Live-LP dabei verspielt.

Columbiahalle, 20. August, 21 Uhr, 25 Euro plus Vorverkaufsgebühr

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