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Berlin: Dem Adel stets verpflichtet

Punk-Grafiker Jamie Reid stellt in Kreuzberg aus

Eigentlich wollte Jamie Reid der Queen Hakenkreuze in die Augen malen, aber das ging der Plattenfirma der Sex Pistols damals zu weit. Also zog der Grafiker Elizabeth II. nur eine Sicherheitsnadel durch die Lippe. Das Poster zur Sex-Pistols-Single „God save the Queen“ schockierte die britische Öffentlichkeit trotzdem – und machte Reid 1977 über Nacht bekannt. „Die Sache mit der Nadel und der Queen hat mehr provoziert als alles andere, was ich in meinem Leben so angestellt habe“, sagt Reid. Und das ist eine Menge: In seinen Drucken bringt er mit Vorliebe zerrissene britische Flaggen, Schriftzüge im Erpresserbriefstil und Hakenkreuze unter. Letztere nicht als Zeichen rechter Gesinnung, sondern als ein – auch in Punkkreisen umstrittenes – Schock-Stilmittel.

Eine Auswahl seines Schaffens stellt Reid nun einen Monat lang in der neu eröffneten Galerie „The Aquarium“ in Kreuzberg aus. Alle Drucke sind signiert und kosten zwischen 30 und 300 Euro. Eines der teureren Bilder ist „Who killed Bambi?“, das er in den späten 70ern ebenfalls für die Sex Pistols entworfen hat. Es zeigt ein lächelndes Rehkitz mit Sicherheitsnadel im Ohr. „Auch nicht nett“, grinst Reid, „aber längst nicht so schlimm wie das mit der Queen“.

Das Berliner „The Aquarium“ ist ein Ableger der gleichnamigen Londoner Galerie und soll nur sechs Monate geöffnet sein. Wenn am 2. Mai die Reid-Ausstellung endet, wird dort ein weiterer britischer Künstler seine Werke präsentieren, der genauso gern schockiert: James Cauty schoss 1992 mit seiner damaligen Band „The KLF“ bei der Verleihung des Musikpreises „Brit Award“ mit Platzpatronen ins Publikum. Später filmte die Band, wie sie eine Million britische Pfund verbrannte. Inzwischen gestaltet Cauty Briefmarken. Eine zeigt die Queen – mit Gasmaske im Gesicht. sle

Falckensteinstr. 35, Do.–So. 12–20 Uhr

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