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Berlin: Dem Standort droht 2005 das Licht auszugehen - Die Produktion soll nach Tschechien

Bürgermeister Hans Nisblé hatte sich schon gefreut, jeden Monat einen "Staatsbesuch" in den Osram-Höfen begrüßen zu können. Nach Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner und Staatssekretär Volker Liepelt besichtigte am Donnerstag auch Stadtentwicklungssenator Peter Strieder den Gewerbehof an der Oudenarder Straße.

Bürgermeister Hans Nisblé hatte sich schon gefreut, jeden Monat einen "Staatsbesuch" in den Osram-Höfen begrüßen zu können. Nach Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner und Staatssekretär Volker Liepelt besichtigte am Donnerstag auch Stadtentwicklungssenator Peter Strieder den Gewerbehof an der Oudenarder Straße. Doch die Freude währte nicht lange. Denn Strieder lobte zwar das "liebevolle Engagement" des Eigentümers für die Erhaltung des teilweise gründerzeitlichen Industriegeländes und dessen gelungene Mischung: Die geplante großflächige Ansiedlung von Einzelhandel lehnte er jedoch ab.

Die in der Carreé Seestraße GbR zusammengeschlossenen Eigentümer Jürgen Hecker und Wilfried Dechant hatten 1988 den 80 000 Quadratmeter großen Komplex übernommen, als Osram die Produktion zum Hauptaktionär Siemens an die Nonnendammallee verlagerte. Nur die Glühwendel ließ Osram weiterhin in Wedding wickeln. Die neuen Eigentümer investierten in den vergangenen zehn Jahren 120 Millionen Mark und bauten den Komplex zum Gewerbezentrum aus. 85 Prozent der Flächen sind an rund 60 Unternehmen aus den Bereichen Medizin, Aus- und Weiterbildung, Service, Produktion und Handwerk sowie an Lebensmittelmärkte und "Factory Outlet Center" vermietet. Eine leerstehende, 10 000 Quadratmeter große Fläche will Eigentümer Jürgen Hecker jetzt vermieten, bevorzugt an den Einzelhandel. Verkaufsflächen dieser Größe müssen vom Senat aber genehmigt werden. Die Osram-Höfe seien im Bebauungsplan als Industriegebiet ausgewiesen, außerdem gefährdeten weitere Einzelhandelsflächen die Müllerstraße, hieß es bei der Senatsverwaltung. Der Bezirk stellte sich auf die Seite der Eigentümer und versuchte, den Senat umzustimmen. Der Verlust der ehemals 5000 Arbeitsplätze bei Osram sei schmerzlich für Wedding. Die Höfe seien eine Perle des Bezirks geworden, sagte Bürgermeister Nisblé. Die Entwicklung der Müllerstraße sehe er nicht beeinträchtigt. "Der Bezirk hat andere Interessen", konterte Strieder. "Wir haben die Einzelhandelszentren definiert. Wir müssen jetzt aufpassen, dass es dabei bleibt und das Ganze nicht zu einem großen Brei wird." Der Müllerstraße dürfe nicht das Wasser abgegraben werden. Strieder bot dem Eigentümer an, ihn bei der Suche nach Alternativen zu unterstützen.

Osram hat indes angekündigt, den Weddinger Standort mit 146 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2005 zu schließen und die Produktion nach Tschechien zu verlagern. Der Senat will die noch vorhandenen Industriearbeitsplätze in Berlin erhalten. Deshalb soll nun mit dem Konzern gesprochen werden. Strieder zeigte sich zuversichtlich: "Siemens macht gute Geschäfte in Berlin und will seine Liegenschaften in der Siemensstadt erweitern. Wir wollen dabei auch helfen, aber das ist keine Einbahnstraße."

olk

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