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Berlin: Demo für die Maus

In Buch wird ein Tierversuchslabor ausgebaut Initiativen kritisieren Zunahme von Experimenten.

Berlin - Der geplante Neubau eines Gebäudes für Tierversuche am Max-Delbrück-Centrum (MDC) in Berlin-Buch provoziert Protest von Tierschützern. Von 2013 bis 2016 will die auch vom Land mitfinanzierte Forschungseinrichtung ein sogenanntes In-vivo-Pathophysiologie-Labor (IPL) bauen, das auf gut 2000 Quadratmetern Nutzfläche Platz für zusätzliche 4000 Mauskäfige bietet, wie MDC-Sprecher Josef Zens am Sonntag sagte. Die Tiere sollen für die Grundlagenforschung in der medizinischen Forschung benutzt werden. Mit dem 24-Millionen-Euro- Projekt sollen die Kapazitäten des MDC trotz eines Rückbaus älterer Gebäude von 17 400 auf 19 800 Mauskäfige im Jahr 2020 steigen. Je Käfig werden im Schnitt drei Mäuse gehalten. Insgesamt gibt es in Berlin 58 Einrichtungen, die Tierversuche durchführen, Spitzenreiter ist die Charité.

Tierschützer lehnen den MDC-Neubau ab und haben jetzt in einem als Inserat veröffentlichten Offenen Brief den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) aufgefordert, den Neubau zu verhindern. Der Verein Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg wirft der rot-schwarzen Koalition Wortbruch vor: Der Neubau widerspreche dem Koalitionsvertrag, in dem SPD und CDU vereinbart haben, sich für die Einschränkung von Tierversuchen einzusetzen. Für den 11. August um 14 Uhr rufen die Versuchsgegner mit Tierschutzverein, Tierschutzbund und der Grünen-Abgeordneten Claudia Hämmerling zu einer Demonstration vor dem Eingang des MDC-Campus in der Robert-Rössle-Straße 10 auf.

Senat und Koalition verteidigen die Unterstützung des Neubaus. „Berlin ist Forschungshauptstadt und soll das auch bleiben“, sagt der tierschutzpolitische Sprecher der SPD, Daniel Buchholz. Zwar wolle man erreichen, „dass Berlin sich möglichst schnell zu einem Kompetenzzentrum für tierversuchsfreie Forschung wandelt“. Trotz des Einsatzes von Computersimulationen, In-vitro-Studien oder künstlicher Haut und Organen seien Tierversuche jedoch bisher nicht verzichtbar. Es gebe aber einen „Lichtblick“: Im Jahr 2011 sei die Zahl der in Berlin bei Versuchen „verbrauchten“ Tiere um mehr als zwei Prozent auf 375 261 gesunken. „Unser Ziel bleibt, die Zahl der Tierversuche weiter zu beschränken“, sagt auch Nicolas Zimmer, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Forschung. Der Neubau des Max-Delbrück-Centrums diene dem Ziel, „bessere Forschungsergebnisse mit weniger Tieren zu erreichen, und zwar bei besseren Haltungsbedingungen für die Tiere“. Daher halte der Senat die Investition für gerechtfertigt. Das MDC begründet den Bedarf zudem mit dem Wachstum der Einrichtung: Bis 2020 steige die Zahl der Wissenschaftler um 30 Prozent auf rund 2000, im Verhältnis dazu sei eine Zunahme der Tierversuche um 14 Prozent vergleichsweise gering. Lars von Törne

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