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Flughafendemo. In Tegel protestierten Fluglärmgegner. Sie fordern auch, Tegel auf jeden Fall nach einer Eröffnung des BER zu schließen.

© dpa

Demo für Flughafen-Schließung: Tegels Anwohner wollen ihre Ruhe

Viele Reinickendorfer, Spandauer und Pankower sind wütend. Sie fordern, dass der innerstädtische Airport auf jeden Fall mit der BER-Eröffnung geschlossen wird.

Der Ort der Demonstration ist gut gewählt. Hingen die Proteste der Fluglärmgegner in den vergangenen Monaten hauptsächlich mit den Planungen für den Großflughafen BER am Standort Schönefeld zusammen, haben sich die Aktivisten für ein striktes Nachtflugverbot an diesem Sonnabend vor dem Terminal A in Tegel versammelt. „Mit dem Flugterror in Tegel muss Schluss sein!“, „Spandau sagt Nein zu TXL“ oder „Schluss mit Psychoterror durch Dauerlärm und Schlafentzug. Das ist Folter!“ steht auf den Plakaten der rund 300 Demonstranten. Etliche Anwohner des innerstädtischen Flughafens im Berliner Norden haben sich dem Protest angeschlossen. Denn aufgerufen zu der Aktion haben eigentlich die Initiativen aus dem Süden Berlins, die gegen die Flugrouten am BER kämpfen.

Seit Hartmut Mehdorn, der neue Chef der Flughafengesellschaft, einen Weiterbetrieb Tegels auch nach einer Eröffnung des BER ins Gespräch gebracht hat, haben viele Reinickendorfer, Pankower und Spandauer die Gewissheit verloren, dass irgendwann Schluss ist mit einem Leben in der Einflugschneise und dem dauernden Lärm am Himmel. Am Freitag zeigte sich zudem Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) dafür offen, Tegel eventuell ein paar Monate länger in Betrieb zu lassen, falls dies zu einem besseren Start des BER führen sollte. Bislang ist festgelegt, dass Tegel spätestens sechs Monate nach Eröffnung des Großflughafens  schließen muss. „Wir werden über ein, zwei, drei Monate miteinander reden müssen, können, vielleicht – das wird die Zeit zeigen“, sagte Platzeck auf die Frage nach einer Verlängerung darüber hinaus. Alle sinnvollen Möglichkeiten, die bei der Eröffnung helfen, sollten ausgeschöpft werden.

Sehen Sie hier ein Video zu der Protestaktion in Tegel:

„Wir haben das jetzt fast 40 Jahre lang mitgemacht“, sagt Wolfgang Bosien aus Reinickendorf, der mit dem Flughafen Tegel und seinen Auswirkungen seit dessen Eröffnung im Jahr 1975 lebt. Damals sei es nicht anders gegangen, Berlin sei eine geschlossene Stadt gewesen. „Aber jetzt reicht es. Die Zeit ist vorbei“, sagt Bosien. Abgesehen vom dauernden Fluglärm sei auch das Risiko eines Flughafens in einem dicht bebauten Wohngebiet viel zu groß. Das Vertrauen in die Politiker, dass sie sich an bisherige Beschlüsse zu Tegel halten, hat der Reinickendorfer inzwischen verloren. Auch Marion Schulz, die direkt in der Einflugschneise lebt, ist desillusioniert und wütend: „Die Politiker stehen nicht zu ihrem Wort.“ Im Vertrauen darauf, dass Tegel geschlossen wird, hat sie vor einigen Jahren eine Wohnung gekauft.

An der Schönholzer Heide in Pankow wohnt Wilfried Weidemann. Auch er hat die Auswirkungen des Flughafens satt. „Frühstück im Sommer auf der Terrasse? Können Sie vergessen!“, sagt er. An manchen Morgen hat er innerhalb von zehn Minuten acht Maschinen gezählt.

Schon seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Rolf-Roland Bley gegen die Auswirkungen des Flugverkehrs in Tegel. Sich am Sonnabend an der Fluglärmdemo zu beteiligen, ist für den Spandauer selbstverständlich. Natürlich sind die Äußerungen Platzecks und Mehdorns aus den vergangenen Tagen Ansporn genug für ihn. „Schluss mit der Spinnerei“ – ist sein Fazit zu den Überlegungen, nach einer BER-Eröffnung Tegel vorübergehend weiter zu betreiben. „Wie das aussehen soll, weiß doch keiner“, sagt Bley, der in der Initiative „Bürgerinnen und Bürger gegen das Luftkreuz“ aktiv ist. Den Gedanken, Tegel nur für besonderen, eingeschränkten Flugverkehr offen zu halten, hält Bley für „völlig aberwitzig“ und verweist auf den bestehenden Planfeststellungsbeschluss.

Die Proteste gegen Fluglärm und Flughafenplanungen werden unverdrossen weitergehen. Die Friedrichshagener Bürgerinitiative wird am Montag ihre inzwischen traditionelle Demonstration in Form einer Mahnwache abhalten – zum inzwischen 94. Mal. Und in Kleinmachnow findet ebenfalls am Montagabend ein Bürgerforum zum Thema „Internationale verkehrspolitische Trends – Wie geht die Reise?“ statt. Am Dienstag will die Kleinmachnower Bürgerinitiative dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Platzeck ein Rechtsgutachten überreichen.

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