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Berlin: Demo gegen Rassismus: Donnerstag, Freitag, Samstag: Zehntausende auf der Straße

Wer Neonazis verabscheut, der Polizei eine Lohnerhöhung gönnt und den Schulen mehr Geld, kann von morgen an in Berlin drei Tage durchdemonstrieren. Allein für den 9.

Von Frank Jansen

Wer Neonazis verabscheut, der Polizei eine Lohnerhöhung gönnt und den Schulen mehr Geld, kann von morgen an in Berlin drei Tage durchdemonstrieren. Allein für den 9. November, den Jahrestag von Pogromnacht und Mauerfall, wurden bei der Polizei elf Veranstaltungen angemeldet. Dann geht es bis zum Wochenende weiter.

Am Freitag wollen Polizisten ihren Protest gegen "Schilys Besoldungsdiktat" vortragen, 24 Stunden später Lehrer und Erzieher ihren Unmut über die "Bildungsmisere". Jeweils 30 000 Teilnehmer werden bei den Demonstrationen gegen Rechts und das "Kaputtsparen" von Schulen und Kitas erwartet. Die Polizei sagt inzwischen, am 9. November seien sogar bis zu 100 000 Teilnehmer möglich.

Mit welcher Anzahl murrender Polizisten am Freitag zu rechnen ist, weiß selbst ihre Gewerkschaft nicht. Die angekündigten Sternfahrt-Dimensionen lassen eine fünfstellige Ziffer realistisch erscheinen. Gegendemonstrationen oder Ausschreitungen erwarten die Sicherheitsbehörden bei keiner der Veranstaltungen. Tausende Polizisten, darunter auch Beamte aus anderen Ländern, werden bei den aufeinanderfolgenden "Großlagen" eingesetzt. Von einem Ausnahmezustand will die Polizei nicht sprechen, "aber ein hoher Kräfteeinsatz ist es schon."

Die meisten Aufmerksamkeit wird die Demonstration gegen Rechts auf sich ziehen. Zahlreiche Prominente wollen unter dem Motto "Wir stehen auf für Menschlichkeit und Toleranz" Präsenz zeigen. An die Spitze stellen sich Bundespräsident Johannes Rau, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. Dem Aufruf zur Demonstration haben sich auch die Vorsitzenden von Grünen, CDU, FDP und PDS sowie zuletzt Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber angeschlossen. Die Berliner Kreditinstitute teilten gestern mit, sie schlössen schon um 17 Uhr, damit ihre Mitarbeiter an der Demonstration teilnehmen können.

Von den weiteren für Donnerstag angemeldeten zehn Veranstaltungen seien acht dem Gedenken an die Opfer der Pogromnacht vom 9. November 1938 gewidmet, sagte die Polizei. Hinzu kommt eine Kundgebung am Brandenburger Tor, angemeldet von einer einzelnen Frau. Sie hat das "Singen von Gebetsliedern aus allen Kulturen" angekündigt - nach der Demo gegen Rechts. An den Fall der Mauer wollen die rechtsextremen "Republikaner" in Spandau erinnern. Mit sieben Teilnehmern.

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