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Berlin: Demonstration gegen Thor-Steinar-Laden

Anwohner fühlen sich von Neonazis bedroht. Bürgermeister lädt Betroffene ein

Ein Bündnis von Anwohnern, Grünen-Jugend, Jusos und linken Gruppen will am Freitag gegen das umstrittene Geschäft Tønsberg in Mitte protestieren. Unter dem Motto „Keine Geschäfte mit Nazis“ wollen sie um 17 Uhr von der Oranienburger Straße zu dem Geschäft in der Rosa-Luxemburg-Straße laufen. Der Laden verkauft ausschließlich die in der rechtsextremen Szene beliebte Modemarke Thor Steinar. „Für uns ist es selbstverständlich, dass wir uns an den Protesten beteiligen“, sagte die Juso-Bundesvorsitzende Franziska Drohsel. „Für so einen Laden darf in Berlin kein Platz sein“, sagte die Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann.

Nach massiven Protesten hatte der Vermieter Impala Immobilien dem Ladeninhaber Protex GmbH vorzeitig gekündigt. Anwohner befürchten jedoch, dass der Vermieter nicht versuchen wird, die Kündigung auch gerichtlich durchzusetzen. Gestern beendete die für das Haus zuständige Berliner Hausverwaltung Plettner die Zusammenarbeit mit Impala. „Wir fühlen uns vorgeführt“, sagte Geschäftsführer Hans Plettner. Impala hätte es nicht für nötig gehalten, den neuen Mieter von der Hausverwaltung überprüfen zu lassen. „Hätten die uns vorher gefragt, wäre das nie passiert, ich würde ja auch keine Geschäftsräume an die NPD vermieten.“ In der Nacht zum Mittwoch wurden bereits zum dritten Mal von Unbekannten die Scheiben zerstört und Farbbeutel auf die Fassade geworfen.

Inzwischen haben sich bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) Anwohner gemeldet, die sich mit rechtsextremen Tønsberg-Kunden in der Straße konfrontiert sehen. „Die Menschen fühlen sich durch die Präsenz von Neonazis in der Gegend zunehmend bedroht“, sagte MBR-Sprecherin Bianca Klose. In den letzten Tagen seien mehrfach Neonazis in Geschäften aufgetaucht, in deren Schaufenstern Plakate gegen Rechts hängen. „Die sagen nichts und kaufen nichts – die wollen uns einfach nur einschüchtern“, sagte eine Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Thor-Steinar-Laden. Auch die Überwachungskamera im Schaufenster des Tønsberg macht ihr Sorgen. „Es ist ein komisches Gefühl, täglich von diesen Leuten gefilmt zu werden“, sagte die Sprecherin. „Natürlich fragen wir uns, was mit den Aufnahmen passiert.“ Diese Frage stellt sich auch der Berliner Datenschutzbeauftragte. „Wir werden jetzt prüfen, ob die rechtlichen Vorgaben für eine zulässige Videoüberwachung vorliegen“, sagte Datenschutz-Sprecherin Anja-Maria Gardain. Für den 13. März hat Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) gemeinsam mit der MBR alle betroffenen Anwohner zu einem runden Tisch eingeladen. Johannes Radke

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