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Berlin: Den Anfang macht im Bodemuseum der Berliner Künstler Gerhard Andrée

Orte im Übergang haben etwas Faszinierendes an sich: abgereist im Gestern, sind sie im Heute noch nicht angekommen. In ihnen wird Zeit begreifbar.

Orte im Übergang haben etwas Faszinierendes an sich: abgereist im Gestern, sind sie im Heute noch nicht angekommen. In ihnen wird Zeit begreifbar. Eine solche Stätte ist gegenwärtig das Bodemuseum auf der Museumsinsel, das sich per se mit dem Thema Vergangenheit und Veränderung beschäftigt. Seit Ende vergangenen Jahres ist es geschlossen, in sechs Jahren soll es komplett saniert wieder zugänglich sein. Zeiten des Übergangs können also auch etwas Gefährliches haben, wenn sie mit solch langen Schließzeiten einhergehen. Hausherr Arne Effenberger, Direktor des Museums für Spätantike und Byzantinische Kunst sowie der Skulpturensammlung, hat sich deshalb entschlossen, mit Hilfe zeitgenössischer Künstler sein Haus regelmässig wieder in Erinnerung zu bringen. Den Anfang macht im Rahmen des "Berliner Museumssommers" (bis 31. August) der Berliner Künstler Gerhard Andrée, der schon im vergangenen Jahr jeweils in Budapest und Berlin sogenannte Transiträume einrichtete. In der Großen Kuppelhalle und der anschließenden Kameckehalle schuf er eine begehbare Installation, mit der er vom Bodemuseum bis Stadtschloss eine Zeitachse markieren möchte. Verbindungsglied sind die in der Großen Kuppelhalle aufgestellten "Riesen", die sich einst im Schlüterhof befanden. An hochfliegenden Vorstellungen mangelt es dem Künstler also nicht, umso mehr enttäuscht die Umsetzung. Sie ist unbefriedigend, ja banal, wenn er fragmentierte Ansichten der Schlüterschen Skulpturen auf diversen Bildschirmen laufen lässt, in die Kuppel projiziert oder als dürftige Malerei auf der Boden-Abdeckplatte des Kameckesaals verewigt. Hätte er es doch einfach bei den sich spiegelnden Platten zu Füßen des Großen Kurfürsten belassen, der allem Umbauten zum Trotz immer noch dem ins Museum Eintretenden stolz entgegenreitet. Wie in einer "Brunnen der Geschichte" schaut hier der Besucher. Nur hier geht der Künstler auf den real gegebenen Raum ein und vermag zu überzeugen; seine ansonsten bemühten Beziehungen zum Stadtschloss verlieren sich angesichts der Wucht dieses mächtigen Museumsentrées im Nirgendwo.

NK

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