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Rund 300 000 Quadratmeter hat das Flughafengebäude, nur 80 000 davon sind vermietet. Beim Torhausfestival kann jeder vorbeikommen und seine Ideen einbringen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Denkerworkshop: Neue Ideen für den Flughafen Tempelhof

Neues Kunsthaus, oder gar ein eigenes Stadtviertel? Ein Festival sucht nach neuen Ideen für den Flughafen Tempelhof.

Von Fatina Keilani

Das Gebäude ist riesig und zum Großteil leer, dabei steht es mitten in der Stadt. Für den Flughafen Tempelhof wird schon lange nach Nutzungskonzepten gesucht. Noch bis zum 23. Juni veranstaltet die Bürger- und Anwohnerinitiative Thfnext im ehemaligen Pförtnerhaus das Torhausfestival: Die Teilnehmer wollen Visionen für die Zukunft der Hangars entwickeln. Ein Ort für Kunst, Kultur und Bildung schwebt vielen vor, manche reden bereits von einem neuen Kunsthaus Tacheles. Am Dienstag gab es einen ungewöhnlichen Ideenworkshop. Auch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ließ sich blicken.

Los ging der Workshop mit einem leeren Tisch. Carl Justus Fuchs ist der erste, der etwas hinlegt. Es ist ein blaues Einlasskärtchen, wie man es als Teilnehmer einer Veranstaltung bekommt. „Ich lege diese Karte hin, weil ich denke, dass der Zugang hier sehr exklusiv ist“, sagt Fuchs. Heike Aghte stellt eine kleine Holzbox dazu. „Diese verschlossene Schatztruhe ist ein Symbol für das Gebäude. Es bietet fantastische Möglichkeiten, ist aber auch sehr fragil.“ Fuchs und Aghte gehören zu Gruppen, die sich Gedanken um den Flughafen machen.

Der Flughafen als eigenes Stadtviertel

Dass in Tempelhof ein neues Tacheles entstehen sollte, findet Mona Saddei nicht. „Das Konzept aus Kunst, Kultur und Kreativem ist mir zu schmalspurig“, sagt die Frau, engagiert bei Thfnext. „Ich finde, man muss das als eigenes Stadtviertel denken, man sollte hier Gesundheit, Ernährung und Bildung organisieren. Alle reden über eine Randbebauung des Flugfeldes, aber man sollte auch über die Nutzung dieser Gebäude reden.“

Das Ganze solle „ein Reallabor“ sein, meint auch Heike Aghte. Das Torhaus, in dem früher der Pförtner saß, wurde der Initiative im vergangenen September vom Land übergeben, inzwischen stehen ein paar Möbel drin. Für bis zu zehn Jahre kann das Häuschen genutzt werden, um dort an einer Zukunft für das Areal zu basteln. „Wir haben kein kommerzielles Interesse am Gebäude und auch kein Interesse an eigenen Räumen. Was uns antreibt, ist die Idee, einen Stadtteil der Zukunft einzurichten, für ein gutes, nachhaltiges Leben.“

Die Idee des Workshops ist, aus vielen vorhandenen Gegenständen – Spielzeug, Kram, eine Käsereibe – zuerst den gegenwärtigen Zustand nachzubauen. Dabei sollen „Verbindungen gezogen, Abhängigkeiten besprochen und optisch dargestellt und die unterschiedlichen Interessen sichtbar gemacht“ werden, heißt es in der Projektbeschreibung. Das entstandene Beziehungsgeflecht werde betrachtet und so verändert, „dass aus Abhängigkeiten Möglichkeiten werden und am Ende eine Zukunftsvision sichtbar ist“. Dieser kreative Prozess soll am renommierten MIT, dem Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, entwickelt worden sein.

220 000 Quadratmeter sind ungenutzt

Die Methode habe gut funktioniert, berichtete Jule Hanske vom Verein Mehrwertvoll hinterher. Auf das Bild, das am Ende geschaffen worden sei, hätten sich alle einigen können. Es sei klar geworden, dass der Flughafen die Stadtgesellschaft ausschließe und abweise, und deswegen brächten sich dort so wenig Menschen ein. Von rund 300 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sind nur 80 000 vermietet, etwa an eine Privatuni, eine Tanzschule und die Polizei. Der Rest steht leer. Betreiber des Gebäudes ist aktuell die Tempelhof Projekt GmbH. Für interessierte Bürger gibt es Führungen durch den Komplex – aber auch viele Areale, die nicht zu betreten sind.

Bis 23. Juni finden beim Torhausfestival etwa Workshops, Debattenrunden und Nachbarschaftstreffen statt. Gegenüber vom Columbiatheater, Columbiadamm 9-11. Infos und das Programm unter www.thfnext.org.

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