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© DAVIDS/Darmer

Denkmalschutz: Schoeler-Schlösschen: Ein Platz für Bücher

Ende des Denkmalstreits: Am Schoeler-Schlösschen in Wilmersdorf wurde Richtfest gefeiert. Das ehemalige Landhaus soll ab 2011 die Sammlung von Altbundespräsident Johannes Rau beherbergen.

Er hätte nie geglaubt, dass man „über ein kleines Gebäude so viel streiten kann“, sagte Lothar de Maizière, Vorsitzender der Stiftung Denkmalschutz Berlin, beim Richtfest im Schoeler-Schlösschen an der Wilhelmsaue. Dabei war der Anlass eigentlich erfreulich: Die Rekonstruktion des ältesten Hauses in Wilmersdorf ist nach langen Auseinandersetzungen in Schwung gekommen. Der Dachstuhl soll bis August fertig und der Umbau im Inneren bis zum Herbst 2011 beendet sein. Dann kann eine Bibliothek mit der Büchersammlung von Altbundespräsident Johannes Rau einziehen, für die dessen Witwe Christina Rau rund 8000 Bände zur Verfügung stellen will.

Für die Denkmalstiftung sei das Landhaus eine „Herzenssache“, sagte de Maizière gestern beim Richtfest. Vor dem Baubeginn im Vorjahr habe es jedoch „fünf beschwerliche Jahre“ gegeben. Und dies, obwohl am Schoeler-Schlösschen keine umstrittenen Riesenplakate mit Werbung wie am Charlottenburger Tor hängen. Stattdessen kam es zum „denkmalmethodischen Streit“, wie die Stiftung in einer Festschrift zu ihrem zehnjährigen Bestehen schreibt: Anders als der Bezirk und die Stiftung lehnte der Landeskonservator den kompletten Rückbau in den barocken Zustand ab.

In der Nazizeit hatte das Gebäude als Heim der Hitlerjugend gedient – dafür kamen eine zweite Etage und ein zweites Treppenhaus hinzu. Erst nachdem sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) für den Abriss dieser Anbauten ausgeprochen hatte, lenkten Berlins oberste Denkmalschützer ein. Bis zum Baubeginn vergingen trotzdem noch Monate. Speziell die untere Denkmalbehörde im Bezirk habe „über Jahre ihre Behördenmacht ausgespielt und die rechtlich zustehende Genehmigung verweigert“, kritisiert die Stiftung. Dadurch seien 70 000 Euro an „zeitgebundenen Fördergeldern“ verloren gegangen.

Geplant sind außer der Bibliothek auch Ausstellungen mit Werken von Berliner Künstlern, Veranstaltungsräume und ein Literaturcafé. Das Ende 2007 eröffnete Café betreibt der Verein „Lebenswege“, der Menschen mit Behinderungen hilft. Schon jetzt besteht ein „Kultursalon“ mit Lesungen, Liederabenden und Vorträgen. Die Besucherzahlen sind wegen der Bauarbeiten aber noch gering.

Namensgeber des Schoeler-Schlösschens war der Augenarzt und Professor Heinrich Schoeler, der dort von 1893 bis zu seinem Tod im Jahr 1918 wohnte. Die Geschichte des Baus und dem kleinen Park dahinter begann 1752 mit einem Bauernhaus, das später zum schlichten Herrenhaus umgebaut wurde. Ab 1946 diente es als Kita – bis zu einem Brand vor sieben Jahren, der zum Leerstand führte, aber auch die Idee der Rekonstruktion aufkommen ließ. Rund 800 000 Euro hat die Denkmalstiftung bisher investiert. Für die Inneneinrichtung fehlen ihr allerdings noch 500 000 Euro. Deshalb wurde jetzt erneut zu Spenden aufgerufen.

Mehr zum Umbau unter:

www.stiftung-denkmalschutz-

berlin.de

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