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Berlin: Denkwerke aus Stein, Holz und Stahl

Auf dem Versöhnungs-Kirchplatz bearbeiten Bildhauer Grabmale

„Barmherziger Gott, schenke den Kirchenleitungen die Einsicht für die Versöhnung unter den Kirchen – wir haben einen Gott und einen Christus.“ Das „eine“ ist dick unterstrichen auf dem weißen Tuch, wo jeder Besucher mit fettem Filzstift seinen Wunsch formulieren darf. Der Ort liegt etwas abseits vom Kirchentagstrubel, und dennoch finden viele den Weg zur Bernauer Straße, zur MauerGedenkstätte und zum stündlichen Gebet (bis 24 Uhr) in der neuen, runden, aus Lehm gestampften Kapelle der Versöhnung auf dem ehemaligen Mauerstreifen.

Pfarrer Fischer, Rainer Just und der Bildhauer Michael Spengler bereichern den Kirchplatz an der Ackerstraße auf ungewöhnliche Weise. Sie organisierten ein Treffen von elf Künstlern, die als Steinmetze oder Holzbildhauer vor aller Augen und unter freiem Himmel Grabzeichen herstellen – „Denkwerk“ nennt Michael Spengler diese Art, zu Lebzeiten Grabzeichen zu entwickeln, die „in Form und Material unverwechselbar mit dem Verstorbenen in Verbindung stehen“. Der Bildhauer aus der Ackerstraße bearbeitet gerade einen runden Mühlstein, der für eine Schriftstellerin bestimmt ist und zu Lebzeiten in deren Büro an den Tod gemahnt, aber auch ein Zeichen setzt: „Diese Frau hat das Lebensmotto ,Stirb und Werde‘, und wir versuchen dies mit diesem runden Sandstein zu symbolisieren: Der Stein mahlt das Korn zu Mehl, eine neue Form entsteht…“ sagt Spengler. Daneben bearbeitet der Steinbildhauer Ole Meinecke („Meinstein“) das Denkzeichen für eine Yoga-Lehrerin, eine lebensfrohe Person, die in eine große uckermärkische Scheune gezogen ist. Dort steht bald der spätere Grabstein: Ein Kreuz-ähnlich geformter Diorit erhält runde Scheiben aus farbigem Glas mit Abbildungen, die für Wünsche und Eigenschaften der Frau stehen: Bäume, Sonne, Himmel, Gänseblümchen. Skulpturen des Lebens für ein späteres Ende. Lo.

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