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Gesichter der Opfer. Polizeibeamte der Soko-Dennis zeigten vorige Woche Bilder von drei toten Kindern und deren Fundorte an einer Pinnwand. Fast zehn Jahre nach dem Mord an dem kleinen Dennis ist der verdächtige Martin N. festgenommen worden, der auch für weitere Morde verantwortlich sein soll. Seine Spur führt auch nach Berlin. Foto: dpa/Carmen Jaspersen

© dpa

Berlin: Dennis’ Mörder hatte sich Kind in Berlin bestellt

Vor seiner Festnahme soll Martin N. Kontakt zu Pädophilen aufgenommen haben, der ihm einen Neunjährigen vermitteln wollte

Der geständige Kindersexualmörder Martin N. aus Hamburg hatte offenbar Kontakte zu einem Berliner Pädophilen-Ring. Dem 40-Jährigen sollte „aus der Berliner Pädophilen-Szene“ ein neunjähriger Junge vermittelt und zu ihm nach Hamburg gebracht werden, berichtet das Onlineportal stern.de. Die zuständige Staatsanwaltschaft Stade sagte dem Tagesspiegel: „Details der Ermittlungen zur Soko Dennis geben wir nicht preis.“ Seit der Verhaftung von Martin N. seien Dutzende neue Hinweise eingegangen, sagte ein Sprecher der Sonderkommission.

Ein mit dem Fall betrauter Ermittler betonte aber, dass ein Zusammenhang zum kürzlich ausgehobenen Pädophilen-Ring, der Kinder aus Haiti nach Berlin geschleust haben soll, ausgeschlossen sei. Martin N. war vergangenen Donnerstag festgenommen worden. Er gab zu, zwischen 1992 und 2001 drei Jungen ermordet zu haben – zuletzt den neunjährigen Dennis aus Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Vor seiner Verhaftung soll Martin N. einen „privaten Kontakt nach Berlin“ gehabt haben, der ihm das Treffen mit dem neunjährigen Jungen vermittelt habe. Die Übergabe des Jungen war bei einer kulturellen Veranstaltung in Hamburg geplant. Ermittler sollen Martin N. in den vergangenen Wochen rund um die Uhr observiert haben. Als die Polizei über mitgehörte Telefonate von dem Treffen mit dem Neunjährigen erfahren habe, sei N. festgenommen worden.

Am Abend bestätigte die Staatsanwaltschaft Hinweise, dass Martin N. bereits im Jahr 2008 von der Hamburger Polizei um die freiwillige Abgabe einer Speichelprobe gebeten worden. Dem Aufruf der zur Abgabe einer DNA-Probe soll der Verdächtige damals jedoch nicht nachgekommen sein. Einen richterlichen Beschluss beantragte die Staatsanwaltschaft offenbar nicht, weil ihrer Meinung nach die Erfolgschancen zu gering waren. Der Verdächtige galt zudem als nicht einschlägig vorbelastet.

Nach Informationen des „Weser-Kuriers“ soll N. als 16-Jähriger fünf Familien erpresst und dabei Kinder mit dem Tod bedroht haben. Deshalb gehen die Ermittler weit in die Vergangenheit zurück.

Einer der spektakulärsten Fälle der Berliner Kriminalgeschichte im Zusammenhang mit der Pädophilen-Szene ist der Fall des seit 17 Jahren verschwundenen Manuel Schadwald. Der Junge verließ 1993 die elterlich Wohnung in Tempelhof und war auf dem Weg nach Köpenick – wo er nie ankam. Vier Jahre später wurde in Medien über Hinweise berichtet, nach denen der Junge von einem Pädophilen-Ring nach Belgien verschleppt und dort zur Prostitution gezwungen worden sei. Dies hatte eine belgische Bürgerinitiative behauptet. Doch die Ermittlungen führten zu keinem Ergebnis. Auch Hinweise, dass der Jugendliche in ein holländisches Bordell verschleppt worden sei, erhärteten sich nicht. Manuels Vater geriet ebenfalls ins Visier der Ermittler – der Verdacht, er habe seinen Sohn verschleppt, erhärtete sich ebenso wenig. Der Fall ist bis heute ungeklärt. Nun wird offenbar geprüft, ob Martin N. etwas mit der Verschwinden von Manuel Schadwald zu tun hat.

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