zum Hauptinhalt

Berlin: Der Alte Fritz ist einfach umwerfend

Die Potsdamer Ausstellung über den Preußenkönig begeistert die Besucher. Eine Skulptur hat sich als heimlicher Star entpuppt.

Potsdam - Der König musste gleich am ersten Tag in Ketten gelegt werden. Denn der Begeisterung der Besucher, die zur Ausstellung „Friederisiko“ wollen, hielt die blau-rote Skulptur vor dem Neuen Palais in Potsdam nicht stand. Jetzt hat sie ihr Schöpfer, der Berliner Künstler Werner Kließ, vorübergehend in Eisen gelegt, damit sie nicht gefährlich werden kann. Dabei hat sich Kließ ausdrücklich gewünscht, dass die Gäste seinen stilisierten Friedrich aus Pappe umarmen, boxen und schubsen. Doch er hatte die Rechnung ohne die Kinder gemacht: Sie ergriffen von der zwei Meter großen Skulptur gleich mit so viel Übermut Besitz, dass der Mechanismus versagte, der aus dem dem Alten Fritz eine Art Stehaufmännchen machte. Die Reparatur soll jetzt in den nächsten Tagen erfolgen.

Aber auch ohne Kippelei ist die Figur, die „Friedrex“ heißt, ein beliebtes Foto- Motiv. „Ich habe mich vom Titel der Ausstellung Friederisiko inspirieren lassen“, sagt der Künstler. „Ohne Risiko ging ja bei ihm nichts und selbst aus scheinbar ausweglosen Lagen ist er immer wieder aufgestanden“, sagt Werner Kließ, der viele Jahre Filmkritiker und Redaktionsleiter beim ZDF war, wo er unter anderem „Derrick“ und „Ein Fall für zwei“ verantwortete. Heute befasst er sich nur noch mit Bildhauerei und Malerei. Am kommenden Freitag eröffnet er in seinem Atelier in der Bregenzer Straße 7 am Olivaer Platz eine Ausstellung seiner Bilder über Friedrich II. Kließ war mit seiner Idee für die Skulptur, die es im Kleinformat auch als Souvenir zu kaufen gibt, bei der Schlösserstiftung auf Wohlwollen gestoßen. Ein König zum Anfassen habe genau ins Konzept gepasst, sagt Kließ. Das bestätigt auch Kurator Rainer Alings. „Die Figur ist ein schöner Kontrast zu den wertvollen Exponaten im Neuen Palais – ein wirklich gelungener Blickfang.“

Auch die vielen Besucher, die sich schon vor der Ausstellungseröffnung um 10 Uhr in eine lange Schlange einreihen mussten, amüsierten sich über die mit ausgestreckten Armen gestaltete Königsfigur. Genügend Zeit hatten sie dafür. „Leider können sich nur maximal 1000 Besucher gleichzeitig im Neuen Palais aufhalten“, sagte Mitorganisator Rainer Alings. „Mehr vertragen die kostbaren Räume und die einzigartigen Kunstwerke einfach nicht.“ Obwohl nach dieser Regelung über den ganzen Tag rund 4000 Tickets verkauft werden können, muss man doch mit Wartezeiten rechnen. Deshalb raten die Veranstalter dringend zum Kauf der Eintrittskarten im Internet, wo jeder dann eine genaue Zeit buchen könnte.

Am Eröffnungstag zeigten sich die ersten Gäste sehr überrascht von der Fülle der Themen und Exponate. Man müsse viel Zeit mitbringen, um alle Details in Augenschein nehmen zu können, hieß es. „Am stärksten hat uns aber das Palais selbst überrascht“, sagte Monique Cartier, die mit ihrer Familie aus Zentralfrankreich einen Abstecher nach Potsdam gemacht hatte. „Wir haben zwar 90 Minuten vor dem Eingang gewartet, aber die Geduld hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ Mit Versailles und anderen Prachtschlössern halte das Neue Palais jedem Vergleich stand. Unter das Lob mischten sich auch vereinzelt kritische Stimmen. Der König komme in der Ausstellung einfach zu gut weg, meinten beispielsweise Gäste aus Stuttgart. Spätestens an der Pappfigur waren alle wieder versöhnt, auch wenn diese in den nächsten Tagen noch nicht wackeln kann.

Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Künstler unter:

www.friederisiko.de

www.kliess.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false