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Berlin: Der Bauleiter, der den Draht zu allen hat

„Wer glaubt, dass der Bauleiter den Bau leitet, glaubt auch, dass der Zitronenfalter Zitronen faltet“, witzelt Alexander Pechmann vom Ingenieurbüro PMS. Damit stellt der 36-Jährige, der vom Aussehen her auch ein Drehbuchschreiber sein könnte, sein Licht allerdings unter den Scheffel.

„Wer glaubt, dass der Bauleiter den Bau leitet, glaubt auch, dass der Zitronenfalter Zitronen faltet“, witzelt Alexander Pechmann vom Ingenieurbüro PMS. Damit stellt der 36-Jährige, der vom Aussehen her auch ein Drehbuchschreiber sein könnte, sein Licht allerdings unter den Scheffel. Was aber ist ein Bauleiter?

Pechmann gibt die Antwort bei einem Rundgang durchs Bode-Museum. Unter einer der hohen Kuppeln bleibt Pechmann stehen und sagt: „Man braucht immer mehrere Bauleiter.“ Auch deshalb, weil es nicht jedermanns Sache sei, in 30 Meter Höhe auf einer wackligen Hebebühne herumzuturnen. Außerdem brauche man mehrere Bauleiter, weil jeder etwas anderes gut könne. So sind unter seinen Kollegen – allesamt Ingenieure – auch ein gelernter Steinmetzer, ein Tischler und ein Betonfacharbeiter. Er selbst ist Maurer und Architekt. Insgesamt, schätzt er, waren im Bode-Museum bis zu 20 Bauleiter zugange, die vom PMS-Büro koordiniert werden. Wobei die Zahl der Entscheidungen auch für 40 gereicht hätte.

In einem Flur mit neuen Wandlampen stoppt Pechmann, um ein typisches Bauleiterproblem zu schildern: Man muss aufpassen, dass die Wand gemauert ist, bevor die Kabel verlegt werden. Und dass die Schlitze für die Kabel wieder geschlossen sind, bevor oben der Stuck angebracht wird. Und dass die Lampe dann nicht den Restauratoren im Weg ist, die einen Meter weiter an einer Figur arbeiten. Und dass der Boden vor der Wand nicht zur selben Zeit aufgerissen wird. „Es gibt zigtausende solcher Schnittstellen“, sagt Pechmann. Der Koordinator rennt auch schon mal den halben Tag mit dem Handy über die Baustelle – um zu schauen, ob alles klappt. Wenn nicht, wird es später oder teurer oder beides.

In der heißen Phase sei er von morgens um sieben bis nachmittags um fünf im Museum gewesen, erzählt Pechmann. Am Abend habe er dann die Büroarbeit gemacht. Und nachts war er manchmal derjenige, der Rufbereitschaft hatte und folglich die erste Adresse für den Pförtner, wenn es durchs provisorische Dach regnete. „Hier waren ja immer Exponate drin, zum Teil auch fest eingebaut“, sagt Pechmann. „Wenn dann eine Firma anruft und sagt, uns ist da was runtergefallen …“ – er führt den Satz nicht zu Ende.

In seinem für die Hochbau-Koordination verantwortlichen Unternehmen seien sie zu sechst gewesen, plus zwei Bürokräfte. „Büros, in denen das Klima nicht stimmt, müssen scheitern“, sagt er: Zoff gibt’s von außen genug. Zumal bei Altbauten, deren Sanierung er am spannendsten findet. Wenn er jetzt an einem Büroklotz herumdoktern müsste – das wäre schon ein Abstieg, findet er. Muss er aber nicht: Neuerdings befassen er und seine Kollegen sich mit der Sanierung von anderen Museumsbauten.

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