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Berlin: Der Berlin-Chronist

Der Künstler Eberhard Franke ist tot. Er starb beim Aufbau seiner Retrospektive im Rathaus Schöneberg

Für Eberhard Franke sollte es die ganz große Ausstellung werden, vielleicht so etwas wie eine Rehabilitation. Unter dem Titel „40 Jahre Atelierfreundschaft Großgörschenstraße 1“ wollte er zusammen mit seinem Künstlerkollegen Edwin Dickman in der Ausstellungshalle des Schöneberger Rathauses Gemälde, Zeichnungen und Radierungen präsentieren, dort wo er fast 30 Jahre zuvor schon einmal ausgestellt hatte. Seit Montag waren die beiden Künstler mit dem Aufbau beschäftigt, doch mitten in der Arbeit, vor der Ausstellungshalle des Schöneberger Rathauses, ist Eberhard Franke am Dienstagvormittag zusammengebrochen: Herzversagen.

Noch am gleichen Abend schickte Christine Crecelius von der Dezentralen Kulturarbeit des Bezirks Tempelhof-Schöneberg die Nachricht raus: Nach Rücksprache mit Dickman würden die Vorbereitungen fortgesetzt und die Ausstellung gebe es wie geplant.

Bei der Vernissage am Sonnabend um 19 Uhr wird Dieter Hapel, Bezirksstadtrat für Schule, Bildung und Kultur, sprechen, die schon zuvor für das Eröffnungskonzert geladene Sängerin und Komponistin Tarme wird ihr Programm entsprechend ändern.

Dassei im Sinne Frankes, sind sich die Veranstalter im Rathaus Schöneberg einig. Nach langer Zeit sollte dies endlich eine Gelegenheit sein, die Werke des gebürtigen Berliners wieder zu sehen und sein Lebenswerk zu würdigen. Wie kaum ein anderer hatte sich Franke der Geschichte seiner Heimatstadt verschrieben, sich zur Aufgabe gemacht, sie in allen Facetten zu porträtieren. Aber auch umgekehrt lässt sich an seinem Werdegang Berliner Geschichte ablesen.

Zwischen 1958 und 1964 studierte er an der Hochschule für bildende Künste, der heutigen Universität der Künste. Seine Lehrer waren Mac Zimmermann und Hermann Teuber. Hier lernte er auch Dickman kennen, der zum Kunststudium aus den USA nach Berlin gekommen war. Gemeinsam bezogen sie nach dem Examen im legendären Kreuzberger Atelierhaus Großgörschenstraße 1 ein Studio. Hier arbeiteten sie Wand an Wand mit den Malerstars von morgen, mit Fred Thieler, Georg Baselitz, Walter Stöhrer und Bernd Koberling. Während die Kollegen mit wachsendem Erfolg in die Abstraktion, die reine Expression oder Kopfüber-Stellung drifteten, blieb Franke stets bei seinem Sujet, bei seinem Berlin. Steubenplatz, Reichsstraße, Tegel-Center – bis ins kleinste Detail ritzte Franke die großen und die kleinen Berliner Orte mit seiner Kaltnadel auf Zink.

Franke bewahrte sich stets seine Liebe zu den kleinen Leuten, porträtierte sie in ihrer Umgebung. Als Chronist war er deshalb mit Edwin Dickman die ideale Besetzung für die Jubiläumsausstellung im Schöneberger Rathaus anlässlich dessen 90-jährigen Bestehens. Den großen Triumph sollte er nicht mehr erleben. Seine Bilder werden weiter Berliner Geschichte erzählen.

„40 Jahre Atelierfreundschaft Großgröschenstraße 1“ im Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz 1

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