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Berlin: Der Beschluss, den Verkehrsflughafen 2002 zu schließen, steht nur noch auf dem Papier

Das Aus für den Linienverkehr auf dem Flughafen Tempelhof soll kommen, aber später als bisher vorgesehen. Darin sind sich die Gesellschafter der Berlin Brandenburg Flughafen Holding weitgehend einig.

Das Aus für den Linienverkehr auf dem Flughafen Tempelhof soll kommen, aber später als bisher vorgesehen. Darin sind sich die Gesellschafter der Berlin Brandenburg Flughafen Holding weitgehend einig. Berlin fordert schon seit langem eine längere Betriebszeit, Brandenburg hat sein Einverständnis signalisiert, und Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) sprach sich jetzt ebenfalls dafür aus, Tempelhof länger offen zu lassen. Der Schließungsantrag läuft dabei weiter.

Noch gilt der Konsensbeschluss, den die drei Gesellschafter im Mai 1996 getroffen haben. Demnach soll Tempelhof geschlossen werden, so bald die Genehmigung für den Ausbau von Schönefeld zum Alleinflughafen rechtsverbindlich ist. Die Planungen sehen dafür das Jahr 2002 vor. Mit dieser Zusage hatten der Bund und die CDU in Berlin vor vier Jahren der Berliner SPD und der Brandenburger Landesregierung die Zustimmung für den Bau des Flughafens in Schönefeld statt in Sperenberg schmackhaft gemacht. Mit der Schließung sollte es nicht nur für lärmgeplagte Anwohner ruhigere und sicherere Zeiten geben. Auch die Flughafengesellschaft wäre einen Verlustbringer los, der ihr im vergangenen Jahr ein rund 16 Millionen Mark-Loch in die Bilanz riss.

Der zivile Luftverkehr in größerem Rahmen war nach der Wende in Tempelhof wieder aufgenommen worden. Doch nachdem die Lufthansa ihren gesamten Verkehr nach Tegel verlagert hatte, ging es mit Tempelhof bergab, was sich im vergangenen Jahr fortsetzte. Bei den Starts und Landungen gab es mit 49 429 Flugbewegungen einen Rückgang gegenüber 1998 um 10,2 Prozent. Die Zahl der Passagiere verringerte sich um 10,3 Prozent auf 842 556.

Zwei Drittel des Verlustes entfallen nach Angaben von Götz Herberg, dem Chef der Flughafengesellschaft auf den Betrieb, der Rest stammt aus den Aufwendungen für das denkmalgeschützte Gebäude. Viele Räume stehen leer, weil sie sich nicht vermieten lassen.

Jetzt hat aber auch die Lufthansa gefordert, Tempelhof noch nicht zu schließen. Der Flughafen sei als "Überlaufbecken" für den überlasteten Flughafen Tegel erforderlich. Auch die Kranich-Linie will sich die Möglichkeit offen halten, wieder einen Teil des Verkehrs nach Tempelhof zu verlagern.

Verkehrsminister Reinhard Klimmt erklärte in der vergangenen Woche, es zeichne sich ab, dass man Tempelhof "noch ein Stückchen" länger brauchen werde. Einen definitiven Schließungstermin müssten Experten festlegen. Für ihn sei der Zeitpunkt keine grundsätzliche Frage.

Zuvor hatten bereits die CDU und die SPD bei ihren Koalitionsverhandlungen in Berlin einen Eiertanz aufgeführt. Der Konsensbeschluss habe weiterhin Bestand, heißt es im Koalitionsvertrag. Die innerstädtischen Verkehrsflughäfen Tempelhof und Tegel würden im Zusammenhang mit dem Ausbau des Flughafens in Schönefeld geschlossen, die erforderlichen Kapazitäten würden aber bis zur Inbetriebnahme des neuen Flughafens gewährleistet.

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Christian Gaebler, bezeichnete gestern den Vorstoß seines Parteifreundes Klimmt als "nicht hilfreich". Der Konsensbeschluss solle nur geändert werden, wenn neue Zahlen zur Fluggastentwicklung vorliegen. Zu Gesprächen sei die SPD aber grundsätzlich bereit.

Für einen längeren Betrieb in Tempelhof hat sich auch der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne, ausgesprochen. Die Grünen drängen dagegen darauf, den Flughafen wie bisher geplant zu schließen. Innerstädtische Flughäfen seien eine tickende Zeitbombe. erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Burkhard Müller-Schoenau.

Im Schließungsverfahren bei der Senatsverkehrsverwaltung müsste jetzt die Anhörung der Betroffenen folgen. Einen Termin dazu gibt es aber nicht.

kt

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