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Berlin: „Der Betrieb geht weiter“

Die Mitarbeiter im Tempodrom geben sich optimistisch

„Der blaue Montag“ steht auf einem Transparent über dem TempodromEingang, während sie drinnen, im hauseigenen „Möckernstübel“, vom schwarzen Dienstag sprechen. Bei Linsensuppe diskutieren Gäste, ob sie sich bald ein neues Lokal suchen müssen. Die drohende Insolvenz hat sich gestern Mittag in Windeseile herumgesprochen, dem Personal ist sie sichtlich auf den Magen geschlagen. Draußen, wo Tische und Stühle auf dem asphaltierten Vorplatz stehen, sagt ein Gast zum anderen: „Ich finde es gut, wenn hier ein Insolvenzverwalter für geordnete Verhältnisse sorgt.“ Die Gäste beruhigt, dass gerade der Lieferwagen eines Weinhandels vorfährt, der weitere Betrieb scheint gesichert. Auf den Kisten, die vorbeigetragen werden, steht: „Carpe diem“.

Den Tag nutzen etliche Passanten, um sich an der Tempodrom-Kasse über die Lage zu informieren. Die junge Frau dort ist auf besorgte Fragen, auch von Ticketkäufern, vorbereitet. „Keine Sorge, der Betrieb geht weiter.“ Und sie drückt den Leuten einen Faltprospekt in die Hand, der alle Veranstaltungen bis Jahresende auflistet. „Der blaue Montag“ mit wechselnden Kabarett-Programmen gehört ständig dazu. Bald kommen die Gipsy Kings, „Australian Pink Floyd“, die deutsche Schlagerparty, Norah Jones, Monty Roberts, Helge Schneider und und und.

„Bei Ausfall kriegen sie natürlich Ihr Geld zurück“, beruhigt die Kassenfrau. Die Tragweite der Insolvenz-Entscheidung hat sie offenbar noch nicht erfasst: Ums Tempodrom müsse sich keiner Sorgen machen, es gebe doch einen Käufer, den Herrn Böhm, dem das Liquidrom im Haus gehört. Im Liquidrom versichert die Frau an der Kasse, dass sie mit dem Tempodrom nichts zu tun haben: „Keine Insolvenz.“ Ein paar Schritte entfernt bauen Engländer die Bühnentechnik für das „Seal“-Konzert am Abend auf. „Alles ausverkauft.“ Mehr interessiert sie nicht.C.v.L.

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