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Berlin: Der Blick auf den Klick

Am „Safer Internet Day“ ging es um Risiken des Netzes – und wie Eltern ihre Kinder schützen können

Mareen hat das gemacht, was wohl viele Internetnutzer so oder ähnlich tun. „In meinem Passwort kommt der Name meines Schwarms aus der Klasse vor“, sagt die 13-Jährige von der Caspar-DavidFriedrich-Realschule aus Marzahn. Dabei ist es viel besser, beim Passwort Ziffern und Zahlen, Groß- und Kleinschreibung abzuwechseln, damit niemand womöglich persönliche Geheimnisse auskundschaftet. Mareen Teppich weiß das jetzt, sie hat an einer Unterrichtseinheit „Sicherheit macht Schule“ teilgenommen.

Wie Jugendliche sich vor gefährlichen Zugriffen im Internet schützen und wie Eltern ihre Söhne und Töchter vor den Gefahren der virtuellen Welt bewahren können – darum ging es am gestrigen internationalen „Safer Internet Day“. Dahinter stehen etwa EU, Bund, Landesmedienanstalten, Schulen ans Netz e.V., aber auch Microsoft, und alle hatten anlässlich der Infokampagne in die Berlin International School nach Dahlem geladen. Für den neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, Achim Berg, war das der erste öffentliche Auftritt – und so war es in der Klasse fast so voll wie bei einem Tokio-Hotel-Konzert.

„Wir müssen junge Benutzer stärker vor extremistischen und pädophilen Angeboten und Kontakten übers Internet schützen“, sagte der für Medien und Kultur zuständige Staatsminister der Bundesregierung, Bernd Neumann. Das soll durch diverse Aufklärungsangebote für Lehrer und Eltern geschehen, denn bekanntermaßen sind Kinder und Jugendliche den Erwachsenen bei der Nutzung von Online-Angeboten Lichtjahre voraus. „Leider stecken manche Eltern einfach den Kopf in den Sand“, sagt Peggy Bleyberg-Shor, Direktorin der Berlin International School an der Lentzeallee. Sie müssten sich aber genauso darum kümmern, auf welchen Seiten im Netz das Kind herumklickt, wie ob es möglicherweise Drogen oder Gewaltfilme konsumiert, betonten die Anwesenden. Dazu gibt es jetzt auch einen Kinospot.

Ein recht pragmatisches Angebot macht Microsoft Pädagogen mit der neuen Seite „Sicherheit macht Schule“. Da finden Lehrer etwa Infomaterialien sowie komplette Unterrichtseinheiten. Es geht etwa um Passwortsuche, Gefahren durch betrügerische Gesprächspartner in Chatforen oder auch finanzielle Risiken durch Online-Bestellverfahren. Andererseits informieren die Kampagnen anlässlich des „Safer Internet Day“ auch über die vielen Vorzüge des Netzes, über seriöse und sinnvolle Seiten für Kinder und Jugendliche.

„Ich habe es in meiner Berufslaufbahn schon erlebt, dass ältere Schüler aus Verantwortungsbewusstsein Links mit bedenklichen Seiten an Lehrer weitergeschickt haben, die sie bei jüngeren Schülern gesehen haben“, erzählt Schulleiterin Bleyberg-Shor. Anke Plaschke und Marie-Ann Ose, beide 14, vom Leonard-Bernstein-Gymnasium aus Hellersdorf, nutzen Seiten wie Wikipedia und Lexikon-CD-ROMs für Hausarbeiten. Aber auch sie wissen, dass Schüler im Unterricht schnell mal auf unterhaltsamere Seiten surfen, sobald der Lehrer kurz das Klassenzimmer verlässt.

Welche Seiten gucken sich Jugendliche denn im Internetcafé oder zu Hause heimlich an? „Wo sich Frauen ausziehen oder magersüchtige Mädchen sagen, sie seien viel zu dick.“ Aber sie halte sich sehr zurück, meint die 13-jährige Mareen, „unsere Lehrer sagen, dass das Internet süchtig macht.“

Annette Kögel

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